
Der Abend begann mit Henry Purcell, wobei die Band "Lying To Children" modal gefärbte Harmonik, Klangsensibilität und atemberaubende Chromatik mit Rock- und Pop-Elementen in raffinierter Weise vermischte. Im Mittelpunkt stand Sophie, die auf Ukrainisch sang. Eine Überraschung war dann Siri Thiermann, die auch Musik fürs Theater schreibt und in ihren regionalen Acts verschiedene Stilrichtungen in genialer Weise vermischt. Bei dieser Musik meinte man dann einen unheimlichen Sog zu spüren, der alle möglichen Geräusche der akustischen Wahrnehmung bis zum Knarren von Türen oder dem Plätschern von Wasser in sich vereinigte. Modulare Synthesizer erbrachten Höchstleistungen.
Die Gruppe "Atomic Lobster" gefiel ebenfalls mit verschiedenen Klangebenen, die sich fast hypnotisch überlagerten. Grunge, Post-Punk und Trip-Hop erweckten neue Klangwelten. Die Opernsängerin Josefin ("Fine") Feiler präsentierte an diesem Abend ihre Punk-Band "FUTSCH". Der wahrhaft furiose Auftritt wurde mit Sequenzen wie "Hilfe! Hilfe! Inflation!" oder "Ich glaub' ich hab' meinen Punk verlor'n" in fetziger Weise gewürzt. Knallharte Rhythmen dröhnten durch den Saal. Auch hier überlagerten sich die rasanten Sequenzen und Passagen auf verschiedenen Ebenen. Dabei geisselte die Band in ironischer Weise die totale Kapitulation vor dem Kapital. Post-Punk wurde von Classic Rock und Neuer Deutscher Welle ergänzt.
Die Formation "Horizontaler Gentransfer" stimmte dann eine Hymne auf Stuttgart an, wobei sich die Sängerin eine Riesenbrezel um den Hals geschlungen hatte. In Zeichentrickform wurden verschiedene Tierarten wie Katzen aufs Korn genommen. Der Slogan "The Länd" erfuhr immer wieder abwechslungsreiche Variationen. Selbst Reinhard Meys Song "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein" wurde hier in nuancenreicher Weise zitiert. Zuletzt begeisterte der Berliner Rapper Apsilon mit Songs wie "Sommermärchen" oder der Ballade für seinen Vater das Publikum. Er wandte sich in seinen Songs deutlich gegen die in seinen Augen rassistische Politik der Parteien.
Im Foyer stellte sich "JOiN" und das "Schmetterlingshaus" von der Jungen Oper noch einmal extra vor. Hier darf das Publikum Kultur auf Bestellung wählen. Man trifft sich einmal im Monat und sucht sich das Programm für junge Leute im "JOiN" aus. Den Rapper Apsilon wollte das Publikum gar nicht mehr gehen lassen. Riesenjubel.