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TANGO - Schauspiel von Sławomir Mrożek - Wuppertaler Bühnen

Premiere am 11. November 2011, 20.00 Uhr im Kleinen Schauspielhaus. -----

Die Wohnung voll mit Gerümpel, die Familienbanden in Auflösung begriffen: Großmutter Eugenia und ihr Bruder Eugen betrinken sich tagsüber, während sie zocken.

Der Vater beschäftigt sich den ganzen Tag mit seiner versponnenen Performance-Kunst, und die Mutter vergnügt sich mit dem Hausfreund Edek – der vom Vater freundlich geduldet wird. Kurzum: der Drei-Generationen-Haushalt hat sich vortrefflich in der Konventionslosigkeit und freizügigen Lebensweise eingerichtet.

 

Was die Elterngeneration als das logische Resultat ihrer damaligen Revolte preisen („Empört euch!“), stellt für die jüngste Generation in Gestalt des Sohnes Artur eine unerträgliche Lebensweise dar. Sein Zuhause hält er für ein „Bordell“; die dem Geiste des Protestes entwachsene Werte- und Formlosigkeit, das Antiautoritäre, geht ihm gehörig auf den Geist. Sein Aufbegehren kennt nur einen Weg: vorwärts in die Vergangenheit. In einer symbolisch aufgeladenen Zeremonie will Artur vor Eltern und Großeltern ganz im alten Stil um die Hand seiner Angebeteten Ala anhalten und damit eine alt-neue Lebensweise mit Konventionen und verbindlichen Normen erzwingen. Die Eltern sind fassungslos: haben sie denn nicht für die uneingeschränkte Freiheit ihrer Kinder so erbittert gekämpft! Dummerweise spielt jedoch Ala, selbst Kind freizügiger Eltern und an einem Aufbegehren wenig interessiert, nicht mit. Frustriert

muss Artur einsehen, dass es ein Zurück nicht gibt. Nun hat die Stunde des ominösen Edek geschlagen.

 

Tango ist eine tief- und abgründige Groteske zum Thema ›Generationenkonflikt‹, und Sławomir Mrożek ein wahrer Meister der Gesellschaftssatire. Was machen die Kinder einer Zeit, in der sich vordergründig alles hochgeschwind verändert und doch nur zu einem rasenden Stillstand führt? In der sich der Geist der Revolte institutionalisiert hat, aber der Druck auf den Einzelnen immer größer wird? Geben sie dem schon Alten den Vorzug, weil es zumindest nicht mehr veralten kann? Wird die Sehnsucht nach einer überschaubaren Welt und werteorientierten Gesellschaft so groß, dass sie politische Freiheiten bereitwillig für mehr Sicherheit opfern werden? Und wer sind die Nutznießer in einer Gesellschaft, in der die meiste Energie in privatistischen Zermürbungskämpfen verpufft?

 

Inszenierung: Iwona Jera

Bühne und Video: Sami Bill

Kostüme: Dorien Thomsen

Dramaturgie: Sven Kleine

 

Mit: Astrid Breidbach, Martin Engler, Gregor Henze, Hans Richter, David Schirmer, Anne-Catherine Studer, Marco Wohlwend

 

Die nächsten Vorstellungen sind am 27. November sowie am 6. und 30. Dezember 2011 im Kleinen Schauspielhaus.

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