Nie waren die Menschen in Westeuropa produktiver, effizienter, gesünder und wohlhabender als heute. Wissenschaft und Forschung, aber auch die großen Player der globalisierten Wirtschaft suggerieren, dass dieser Entwicklung kaum Grenzen gesetzt sein werden. Doch trotz all dem macht sich Unbehagen breit, weil eine Selbstverständlichkeit zu verschwinden droht: Verständigung jenseits von politischer Übereinstimmung. Im Angesicht des Strukturwandels der Moderne brechen Gräben auf, organisiert sich die Gesellschaft in Freund und Feind, werden keine Gemeinsamkeiten mehr gesucht, sondern es wird polemisiert oder sich ganz aus dem Weg gegangen.
Hauptmanns Familiendrama von 1889 ist für den österreichischen Autor Ewald Palmetshofer, Preisträger des Retzhofer Dramapreises 2005 und inzwischen ein gefragter und viel gespielter Autor, eine ideale Vorlage für die Beschreibung der Gegenwart. Kunstvoll sprachlich verdichtet wirft Palmetshofer einen so berührenden wie verstörend klaren Blick auf den Zustand einer durch die eigene Entwicklung neurotisierten Gesellschaft und zeigt, welchen Druck die rasend schnelle Veränderung der Lebensrealität und das Gefühl eigener Unzulänglichkeit heute auf die sogenannte Mittelschicht ausüben.
Zum Regisseur
Bernd Mottl arbeitet gleichermaßen in den Sparten Oper, Operette und Schauspiel. Zu den musikalischen Werken, die er u. a. in Berlin, Leipzig, Wien, Graz oder Baden-Baden auf die Bühne brachte, zählen Puccinis „Madama Butterfly“ und Mozarts „Die Zauberflöte“, aber auch Werke wie Schoecks „Penthesilea“ oder die Uraufführung der Oper „Kleist“. Sprechtheater inszenierte er u. a. am Staatsschauspiel Dresden, am Hans Otto Theater Potsdam, am Staatstheater Wiesbaden sowie am Maxim Gorki Theater Berlin. Darunter waren Stücke wie „Familie Schroffenstein“ von Kleist, Goethes „Egmont, aber auch Komödien wie Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ und Oliver Bukowskis „Nichts Schöneres“ mit Desiree Nick. Regelmäßig arbeitete er an der Oper Köln, wo er „La Voix Humaine“ von Poulenc und Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“, „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán (mit den Geschwister Pfister), Monteverdis „Ulisse“ und Donizettis „Liebestrank“ inszenierte. In Berlin brachte er u. a. „La Cage aux Folles“ und „Frau Luna“ mit einem All-Star Ensemble in der Berliner Bar jeder Vernunft und im Tipi auf die Bühne. Für die Kammeroper Schloss Rheinsberg inszenierte er die Uraufführung der Oper „Adriana“ von Elke Heidenreich und Marc Aurel Flores. An der Staatsoper Hannover waren bereits seine Inszenierungen von Turnages „Greek“ zu sehen sowie „My Fair Lady“, „Kiss me, Kate“, „Street Scene“, Massenets „Werther“ und Wagners „Der fliegende Holländer“. Dem Grazer Publikum ist er durch die Inszenierung von Gioachino Rossinis „Il viaggio a Reims“, die er in der vergangenen Spielzeit in der Oper zur Premiere brachte, bekannt. „Vor Sonnenaufgang“ ist seine erste Produktion am Schauspielhaus Graz.
Regie Bernd Mottl
Bühne Friedrich Eggert
Kostüme Daniela Selig
Musik Moritz Fischer
Dramaturgie Jan Stephan Schmieding
Licht Thomas Trummer
Mit
Annemarie Krause: Susanne Konstanze Weber
Helene: Maximiliane Haß
Thomas Hoffmann: Fredrik Jan Hofmann
Alfred Loth: Mathias Lodd
Egon Krause: Franz Xaver Zach
Dr. Peter Schimmelpfennig: Clemens Maria Riegler
Martha: Sarah Sophia Meyer
weitere Vorstellungen am 15., 16., 21., 23., 24. und 29. Mai sowie am 1. Juni, jeweils 19.30 Uhr, HAUS EINS
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com
SCHAUSPIELHAUS AKTIV
MITSCHAUEN Schauklub am 29.05.2019
MITREDEN Theaterdialog am 29.05.2019
MITSCHREIBEN Dramatiker|innenklub
Das Bild zeigt Bernd Mottl