Tannhäuser ist ein Außenseiter, einer, der sich nicht reglementieren lassen will von einer normierten Gesellschaft, ein Freigeist, der versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen der sinnlichen Liebe einer Venus und der irdisch-reinen Liebe einer Elisabeth; einer der alles vom Leben will und an diesem Wollen zugrunde geht. Die Gestaltung dieser Figur lag Wagner sehr am Herzen, wie man aus den folgenden Zeilen lesen kann, brachte sie doch einen großen Teil seiner eigenen Empfindungen zum Ausdruck: „Es war eine verzehrend üppige Erregtheit, die mir Blut und Nerven in fiebernder Wallung erhielt, als ich die Musik des ‚Tannhäuser’ entwarf und ausführte. Meine wahre Natur, die mir im Ekel vor der modernen Welt und im Drange nach einem Edleren und Edelsten ganz wiedergekehrt war, umfing wie mit einer heftigen und brünstigen Umarmung die äußersten Gestalten meines Wesens, die beide in einen Strom: höchstes Liebesverlangen, mündeten.“
Wagner beschäftigte sich für seinen „Tannhäuser“ mit einer Reihe von Texten, u. a. mit einem Märchen von Ludwig Tieck („Der getreue Eckart und der Tannenhäuser“), mit E. T. A. Hoffmanns Geschichte „Der Kampf der Sänger“ und vor allem mit den Sagen vom Tannhäuser und vom Sängerstreit auf der Wartburg. Tannhäuser soll ein ursprünglich fränkischer Ritter auf dem Kreuzzug gewesen sein, der vermutlich seine erotischen Verse schmiedete, während er sich rüstete, für den nächsten Dienstherrn in die Schlacht zu ziehen.
Die Idee, die Geschichte von Tannhäuser als Grundlage für eine Oper zu benutzen, hatte Wagner schon während seines glücklosen Aufenthalts in Paris, bei dem weder eine Aufführung seiner Oper „Das Liebesverbot“ noch der erhoffte Auftrag für eine neue Oper zustande kamen. Im Sommer 1842, kurz nach seiner Rückkehr aus Frankreich, nahm dann der „Tannhäuser“ während eines Sommerurlaubs in Böhmen textlich Gestalt an. Doch zunächst wandte sich Wagner zwei anderen Opern zu, die in Dresden ihre Uraufführung erleben sollten: „Rienzi“ 1842 und „Der fliegende Holländer“ 1843.
Die fertige „Tannhäuser“-Partitur lag im April 1845 vor, und die Uraufführung fand im Oktober des gleichen Jahres an der Hofoper Dresden statt, wobei sich der Erfolg beim Publikum erst nach einigen Vorstellungen einstellte. Bemerkenswert ist, dass diese Oper Wagner zeit seines Lebens nicht mehr losließ und er immer wieder Umarbeitungen vornahm, am bekanntesten ist die für Paris 1861, die auch der Chemnitzer Aufführung 2009 zugrunde liegt.
Musikalische Leitung: Frank Beermann
Inszenierung: Michael Heinicke
Bühnenbild und Kostüme: Peter Sykora
Chöre: Mary Adelyn Kauffman
Kouta Räsänen (Landgraf Hermann), Jon Ketilsson (Tannhäuser), Heiko Trinsinger (Wolfram von Eschenbach), Edward Randall / Johan Weigel (Walther von der Vogelweide), Matthias Winter (Biterolf), André Riemer (Heinrich der Schreiber), Martin Gäbler (Reinmar von Zweter), Astrid Weber (Venus / Elisabeth), Jana Büchner (Ein junger Hirt)