Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Amphitryon" von Heinrich von Kleist nach Molière im Schauspielhaus Neubrandenburg"Amphitryon" von Heinrich von Kleist nach Molière im Schauspielhaus..."Amphitryon" von...

"Amphitryon" von Heinrich von Kleist nach Molière im Schauspielhaus Neubrandenburg

PREMIERE: 27. Juni 2009, 19:30 Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg

Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause - und Sie sind schon da. Es gibt Sie zweimal - und der Doppelgänger ist vom “Original” nicht zu unterscheiden.

Er schläft mit Ihrer Frau und macht Sie zum Nichts. Dieser Alptraum, der Grund zu schlimmsten Eifersuchtsfantasien bietet, frisst langsam aber sicher Ihr Leben, Ihre Identität auf, lässt Sie zweifeln an sich selbst, an Ihrer Wahrnehmung, an der Welt.

Eine Urangst des Menschen hat der Dichter Heinrich von Kleist vor über 200 Jahren in seinem “Amphitryon” nach einem Lustspiel des Molière in unverwechselbare Verse gebracht. Es ist Krieg. Die Männer sind aus den Häusern und schlagen Schlachten für die Oberen. General Amphitryon ist einer der erfolgreichsten. Er, der Thebaner aus Preußen, schlägt die Athener aus Frankreich. Zur Belohnung bekommt er einen Tag Urlaub. Er beauftragt seine Ordonanz Sosias, die Urlaubsüberraschung vorzubereiten und seine Ehefrau Alkmene, die ihn nicht erwarten kann, auf das ungewöhnliche Ereignis einzustimmen.

Unfassbar für ihn ist, dass er von Sosias erfährt, er sei schon zu Hause. Ja, er sei doppelt – an seiner Stelle sei ein anderer. Unfassbar für ihn ist die Welt – unfassbar für ihn ist die Erkenntnis: “Ich bin doppelt.” Unfassbar für ihn ist, dass seine Ehefrau Alkmene ihn mit sich zu betrügen scheint. Unfassbar ist für ihn die Realität: der geheimnisvolle Doppelgänger ist Realität.

Die Frau des Generals erfährt, dass ihr Mann ist nicht ihr Mann ist. Sie hat zwei Männer – zwei Generäle in zwei roten Mänteln. Gibt es einen guten – einen besseren? Zunächst hält sie alles für eine Verwechslung, bis sie erkennen muss: Sie hat einen Fremden geliebt, einen Fremde in der Maske des Gatten – einen Gott. Und der Gott liebt sie abgöttisch und der Gott versetzt sie in einen Rausch … Und sie wird nicht fertig mit der Welt. Und sie sucht nicht den besseren. Sie sucht einen Weg.

Menschgewordene Götter, göttergleiche Liebe und das antike Gewand offenbaren eine Geschichte, der sehr moderne Konflikte eingeschrieben sind.

Dieses Wiedererkennen ist komisch.

Es inszeniert Christoph Schroth.

Besetzung:

Regie: Christoph Schroth

Bühne: Jochen Finke

Kostüme: Renée Hendrix

Jupiter, in der Gestalt des Amphitryon _ Thomas Pötzsch

Merkur, in der Gestalt des Sosias _ Christoph Bornmüller

Amphitryon, Feldherr der Thebaner _ Ralph Sählbrandt

Sosias, sein Diener _ Michael Berndt

Alkmene, Gemahlin des Amphitryon _ Franka Anne Kahl

Charis, Gemahlin des Sosias _ Karin Hartmann

Chor der Feldherren _ Michael Kleinert, Johannes Stelzhammer, Jonathan Prösler

Chor des Volkes _ Beate Biermann, Susanne Groß, Nancy Spiller

Aufführungen am 15. und 16., 21. und 22. sowie 28.und 29. August jeweils 19.30 Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Scheinheilig -- "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertold Brecht im Schauspielhaus Düsseldorf

Eine Maschine die alles vereint: Fleischwolf, Transportband, Verbrennungsofen, multifunktional, dominiert die Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Aus ihren zwei großen Röhren, quellen ganz langsam…

Von: Dagmar Kurtz

MELODISCHER ZAUBER -- Neue CD: "Segovia" - Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia…

Von: ALEXANDER WALTHER

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche