Besonders fasziniert hat Dali Touiti „Roaratorio“ (1979) nach „Finnegans Wake“ von James Joyce.
„Roaratorio“ ist ein Schlüsselwerk der Akustischen Kunst, ein meditatives Lautpoem, das John Cage
selbst rezitiert. Der Text von Joyce ist ein Experiment, nur schwer zu (er-) fassen, ein Kaleidoskop an Geschichten, Assoziationen, Bezügen, Anspielungen. Die Realität wird traumhaft erweitert. Ebenso die Sprache, der die bekannten Worte nicht genügen. Durch zahlreiche Wortschöpfungen entsteht ein polyglottes Textgebilde.
Die Komposition lässt ein komplexes Geräusch- und Klang-Ambiente entstehen, das den in „Finnegans Wake“ erwähnten Örtlichkeiten und Geräuschen Klänge zuordnet und sie in eine polyphone Collage übersetzt.
„Roaratorio“ ist Inspiration und vielfältiger Bezugspunkt für Touiti. Er begegnet diesem Werk in seinem
Medium, der Bewegung, der körperlichen Energie. Er wirft Schlaglichter auf das Gehörte, Gelesene,
auch er assoziiert und übersetzt - in eigene Bilder. Der Tanz im Raum wird gespiegelt im Bild - gefilmt und bearbeitet, verfremdet und abstrahiert, als Schatten, explosiv oder in slow motion. Die filmische Umsetzung flimmert nicht nur im Hintergrund, sondern hat installativen Charakter, bestimmt den Raum, in dem die Performance stattfindet.
Das Polyphone aus Text und Klang findet eine Entsprechung in der Choreografie und ihrer Inszenierung – ein Spot auf Cage, der vielleicht erst ein Anfang ist.
Choreografie: Dali Touiti
Tänzer: Edith Buttingsrud Pedersen, Mariko Yamada
Musik: John Cage „Roaratorio“ // Video: Felix Leon Westner
Premierenvorstellungen: 20. - 22. Dezember 2012, 20:30 / 21:00 Uhr
30 Minuten, 2 Aufführungen pro Abend, 2 Tänzerinnen