Trotz des Selbstmords der Tochter Linda, der nur kurze Zeit zurückliegt, beginnt der Abend wie wahrscheinlich die meisten Familienfeste: Begrüßung, Smalltalk, Scherze. Doch dann hält der älteste Sohn Christian die Tischrede, ganz im Sinne der Familientradition. In dieser erhebt er schwere Vorwürfe gegen seinen Vater, der ihn und seine Zwillingsschwester im Kindes- und Jugendalter regelmäßig sexuell missbraucht habe.
DAS FEST geht zunächst weiter, als wäre nichts geschehen, doch am Ende des Abends wird nichts mehr sein wie zu Beginn. Die beklemmende Geschichte erzählt von der Halbwertszeit der Lebenslüge sowie von der reinigenden und gleichzeitig zerstörenden Kraft der Wahrheit. „Die Familie gewinnt immer.“ (Thomas Vinterberg)
Familie überdauert die Verbrechen, die sie begeht. Familie kennt kein Erbarmen. Sie ist als tragisches System seit Erfindung der Tragödie auf der Bühne anwesend. Vinterbergs modernes Königsdrama hat es allerdings als eins der ganz wenigen zeitgenössischen Stücke zu dauernder, sehr erfolgreicher Präsenz auf den Spielplänen gebracht. Was sicher auch daran liegt, dass uns allen die komischen Rituale und Illusionen über „Familie“ so sehr vertraut sind. So wie die Angst vor dem Tabubruch: Was passiert, wenn einer nicht länger mitmacht?
Regie: Martina Eitner-A-Acheampong
Bühne: Jan Steigert
Kostüme: Yvette Schuster
Musikalische Leitung: Matthias Flake
Dramaturgie: Uwe Bautz
Licht: Jan Bregenzer
Mit: Manolo Bertling, Jele Brückner, Sarah Franke, Sebastian Grünewald, Sylvia Habermann, Ellen Hellwig, Matthias Hummitzsch, Dieter Jaßlauk, Guido Lambrecht, Ingolf Müller-B-Beck, Nikolaus Okonkwo, Lore Richter, Melanie Schmidli, Albrecht Schuch, Berndt Stübner