Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG: DER JASMIN INGA ABELE in LuzernDEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG: DER JASMIN INGA ABELE in LuzernDEUTSCHSPRACHIGE...

DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG: DER JASMIN INGA ABELE in Luzern

PRIMITIVES DRAMA IN DREI TEILEN

PREMIERE AM 07. APRIL 2007, 19.30 UHR, IM THEATRE LA FOURMI.

Der Jasminstrauch steht seit drei Generationen im Garten des Ekaschen Familienbesitzes. Das einst stattliche Haus wurde von Jasmins Grossvater gebaut, der die Lage am Fluss für sein Bootsbauergewerbe nutzte.

Mittlerweile ist es heruntergekommen, die Boote verrotten im jährlich vom Fluss überflute¬ten Erdgeschoss. Jasmin lebt mit ihrem Mann Artis, ihrem Sohn und der verwirrten Grossmutter Eka, nach dem Bankrott der von Artis in der Euphorie nach der Wende gegründeten Firma Lidums Business, in prekären finanziellen Verhältnissen. Ein Zimmer ist an das Paar Lana und Viktor untervermietet. Zu Beginn des Stückes kommt das Haus unter den Hammer: Vladimir Verdi, sekundiert von der Bankbevollmächtigten Ilse Emse, pfändet das verschuldete Haus. In diese verzweifelte Situation kehrt nach langer Abwesenheit überraschend die Mutter Jasmins zurück, begleitet von dem Musiker Michael und dessen zwei Menschenaffen. Alte Familiengeschichten, Erinnerungen und ideologische Zwiste haben nach wie vor ihre Wirkungsmacht. Und so geraten die labilen emotionalen Verhältnisse der Figuren zusehends aus dem Gleichgewicht und kulminieren in den Ereignissen einer Gewitternacht – vor dem Hintergrund eines tödlichen Zweikampfes der beiden Menschenaffen.

Inga Abele schreibt lakonisch und mit hoher Emotionalität zugleich. Ihre Dialoge verbinden poetische Melancholie mit grotesker Fantasie und politischer Bestandesaufnahme: In ihrer Familiensaga trifft die junge lettische Autorin präzise das Lebensgefühl einer Generation, die zwischen traumatischer histo¬rischer Erfahrung und den Hoffnungen und Ängsten nach dem politischen und wirtschaftlichen Aufbruch steht.

Peter Carps «Der Jasmin» ist eine Fortsetzung seiner Inszenierung von Anton Tschechows «Die Möwe», die zurzeit am Luzerner Theater ebenfalls zu sehen ist. Steht in Tschechows Stück die grosse, gesellschaftliche Umwälzung bevor, hat sie in Inga Abeles Stück stattgefunden. Tschechows grosse «Erzählung» des ausklingenden 19. Jahrhunderts wird jener der jungen lettischen Autorin, die immer wieder als der Tschechow des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird, gegenübergestellt.

Bis 23. April 2007, begleitend zu Inga Abeles Stück «Der Jasmin», ist die Fotografieausstellung des Innerschweizer Künstlers Ruedi Schorno im Foyer des Luzerner Theaters zu sehen. Ruedi Schornos Panoramafotografien sind Momente des Innehaltens und der intensiven Beobachtung auf einer Odyssee durch die Strassen Rigas und ihrer Vororte. Die Werke, fotografiert mit einer alten, sowjetischen Horizont-Kamera, sind eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Alltag einer Gesellschaft im sozialen und kulturellen Umbruch.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑