Zwischen der libertären Lebensweise der Aristokraten und den immer lauter werdenden Moralappellen des Bürgertums, das bald schon „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ für sich reklamieren sollte, wuchsen die Spannungen; das Pulverfass war kurz vor der Explosion. Der schwelende Konflikt zwischen dem Grafen Almaviva und seinem Diener Figaro entzündet sich aus Anlass der geplanten Hochzeit des Dieners mit der Kammerzofe Susanna. Der Graf beansprucht das Recht auf die erste Nacht mit Susanna für sich. Figaro antwortet mit seinem berühmten, verzweifelten Schlachtruf: „Tutte le macchine rovescerò!“ („Ich werde all seine Machenschaften verhindern!“) – „Rovescerò“ bedeutet auch: „Ich werde umstürzen!“
In den folgenden, turbulenten Ereignissen eines einzigen Tages wird offenbar, wie weitreichend und grenzüberschreitend die (erotischen) Verstrickungen der Personen im Schloss des Grafen sind. Der Graf unterhält erotische Beziehungen zu Barbarina, der Tochter seines Gärtners, die noch ein Kind ist. Die Gräfin, frustriert durch das nachlassende Interesse des Grafen, bändelt mit dem pubertierenden Pagen Cherubino an. Figaro selbst wird von der viel älteren Marcellina begehrt, bis diese feststellt, dass sie eigentlich seine Mutter ist ... –
Es scheint in Mozarts Werk überhaupt keine gemäßigten, „normalen“ Gefühle zu geben; die Figuren in seiner Oper schlittern über das Eis einer Endzeit, sie tanzen auf dem Vulkan des 18. Jahrhunderts. Mozarts opera buffa verlangt nach lebendigem Ensembletheater wie kein zweites Werk der Operngeschichte. Den Sängern und Sängerinnen des DNT wird von Mozarts und Da Pontes Theaterkonzeption sowohl musikalisch als auch szenisch alles abverlangt. Deshalb, und weil sich in dieser Oper Klassik und Komödie auf unvergleichliche Weise treffen, wird Die Hochzeit des Figaro der zweite Teil des Premierendoppels, mit dem das Musiktheater die Spielzeit eröffnet. Die Musikalische Leitung liegt auch hier bei Generalmusikdirektor Stefan Solyom; Regie führt Susanne Gauchel, die zuletzt sehr erfolgreich in Bremen Salome inszenierte.
Musikalische Leitung: Stefan Solyom/Felix Bender /
Regie: Susanne Gauchel /
Ausstattung:
Thomas Schuster /
Dramaturgie: Michael Dißmeier
Mit: Daniela Gerstenmeyer*/Malwina Makala*, Margarita Gritskova/Carolina Krogius*, Christine Hansmann, Larissa Krokhina, Heike Porstein/Elisabeth Wimmer; Frieder Aurich, Andreas Koch, Remigiusz Lukomski/Hidekazu Tsumaya, Philipp Meierhöfer, Günter Moderegger, Uwe Schenker-Primus;
Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar; Staatskapelle Weimar
*Mitglieder des Thüringer Opernstudios