Die vergebliche Suche des Helden nach der heroischen Großtat ist eine alte Komödienkonstruktion, in der sich auch Hermann Quitt, die Hauptfigur in Peter Handkes Kapitalismus-Parodie von 1973, wieder findet. In Zeiten »postheroischen Managements« möchte Quitt sein »altmodisches Ich-Gefühl als Produktivmittel einsetzen«. Mit vier anderen Unternehmern schließt er ein Kartell. Doch anstatt sich an die Absprachen zu halten, lässt er alle sozialen Spiel-Regeln hinter sich, unterbietet die abgesprochenen Preise und ruiniert so seine »Freunde«. Er will das kapitalistische Versprechen auf ungehemmte Entfaltung der Individualität für sich einlösen und die Wirklichkeit wieder zu fassen bekommen, die sich ihm so hartnäckig zu entziehen scheint. Quitt löst sich im Alleingang von den gesellschaftlichen Vereinbarungen und tritt ein ins vermeintliche Reich der Freiheit. Doch weder das Pathos eines heroischen »wahren« Lebens noch die erhoffte Erlösung von sich selbst stellt sich ein. So bleibt dem traurigen Herrn Quitt, der ein Held werden oder wenigstens keine Sehnsucht nach Heldentum mehr verspüren wollte, am Ende nichts anderes übrig, als sich auf eher klägliche Weise selber von der Bühne zu schaffen.
In Handkes »ins Verrückte umgeschlagener Salonkomödie« ist der Einzelne, allen guten Vorsätzen und eifrigem Bemühen zum Trotz, der Tragödie einfach nicht mehr fähig.
Friederike Heller wurde neben drei anderen jungen deutschsprachigen RegisseurInnen zum Young Directors Project der diesjährigen Salzburger Festspiele eingeladen. »Die Unvernünftigen sterben aus« ist nach ihrer Inszenierung von »Untertagblues« Friederike Hellers zweite Beschäftigung mit Peter Handkes dramatischem Werk.
Regie: Friederike Heller
Ausstattung: Sabine Kohlstedt
Dramaturgie: Sebastian Huber
Premiere am 5. September 2006 im Akademietheater
(Salzburger Premiere am 10. August 2006 im republic)