In Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ aus dem Jahre 1931 sehnen sich alle nach Ruhe, Geborgenheit und Heimat. Und handeln doch nicht danach. Da ist Marianne, die Tochter des „Zauberkönigs“, die den reichen Fleischhauer Oskar heiraten soll, sich aber für den abgehalfterten Alfred entscheidet. Zwar beendet Alfred sein Verhältnis mit Valerie, die sein Lotterleben bisher finanzierte, und bald darauf bekommen er und Marianne ein Kind. Doch das Glück währt nicht lang: Der kleine Leopold wird aufs Land geschickt, Marianne verdingt sich aus existentieller Not im Nachtclub „Maxim“ als Tänzerin, und so nimmt das Unglück seinen Lauf ...
Ödön von Horváth schrieb „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in den späten 1920er Jahren während der Weltwirtschaftskrise, von der die Menschen nach dem 1. Weltkrieg unmittelbar betroffen waren und deren Auswirkungen ein Nährboden für die Ideologie der Nationalsozialisten waren.
„Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit“, hat Horváth über sein Stück geschrieben. Eine Dummheit, die den Selbstbetrug forciert. In ihm lässt es sich eine Weile leben – aber eben nur eine Weile lang.
Regie führt Barbara Bürk, die sich ihren Figuren mit einem liebevollen Blick nähert. Feiner Witz und eindrückliche Bilder gehören ebenso zu ihrer Regiehandschrift wie Milieugenauigkeit, deutliche Personenzeichnung und hohes Formbewusstsein. Am Staatsschauspiel hat sie bereits Falladas „Kleiner Mann, was nun?“, Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ sowie die Hübner-Uraufführungen „Frau Müller muss weg“ und zuletzt „Was tun“ inszeniert.
Mit: Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann, André Kaczmarczyk, Hannelore Koch, Benjamin Pauquet, Torsten Ranft, Yohanna Schwertfeger und Philine Menzel / Enes Krentel-Seremet; Klavier: Sven Kaiser, Benjamin Rietz
Regie: Barbara Bürk
Bühne: Anke Grot
Kostüm: Irène Favre de Lucascaz
Musik: Sven Kaiser
Dramaturgie: Julia Weinreich