Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
»Gespenstersonate«, Kammeroper nach August Strindberg Aribert Reimann in Hamburg»Gespenstersonate«, Kammeroper nach August Strindberg Aribert Reimann in...»Gespenstersonate«,...

»Gespenstersonate«, Kammeroper nach August Strindberg Aribert Reimann in Hamburg

Premiere: 22. Februar 2008, 20.00 Uhr in der Opera stabile, (Kleine Theaterstraße 1)

 

Seit Jahrzehnten leben sie gemeinsam in dem großen weißen Haus: der Oberst und seine Frau. Sie ist zur Mumie geworden, lebt hinter einer geblümten Tapetentür und gibt papageienhafte Laute von sich.

 

 

Die Tochter der beiden, die eigentlich die Tochter eines anderen ist, verbringt ihre Zeit zwischen Hyazinthen. Eine Dunkle Dame geht klagend umher. Ein Milchmädchen kann nur von Sonntagskindern gesehen werden. Ein toter Konsul sieht nach den Kränzen der Verstorbenen. Ein Diener, ein Baron, eine vampirhafte Köchin – symbolträchtige Halbwesen bevölkern das Haus, die durch lange Verkettungen von schuldhaften Vergehen und das Wissen darum unlösbar aneinander gebunden sind.

 

»Schauderhaft wie das Leben selbst, wenn einem die Schuppen von den Augen fallen«, kommentierte der 58-jährige Strindberg sein in wenigen Tagen geschriebenes Stück. Noch vor Kafka, Beckett und Heiner Müller schuf er ein Universum, in dem leere, gleichwohl zu einer langen Vergangenheit angehäufte Zeit sowie unabgegoltene Schuld als die einzige Möglichkeit und Realität menschlicher Beziehungen auf groteske Weise sinnfällig werden. In seiner 1984 uraufgeführten Kammeroper übersetzt Aribert Reimann dieses Universum in eine sparsame Klangwelt. Neun Sänger und zwölf Musiker erzählen die Geschichte nah an der Textvorlage entlang. Mittels wiederkehrender Motivstrukturen, Klangfarben und Mikrotonalität werden die ineinander geschichteten Realitätsebenen und die hermetische, antidramatische Zeitstruktur hörbar.

 

Die Diplominszenierung von Sabine Kuhnert findet in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg und der Hamburgischen Staatsoper statt. Die Musikalische Leitung übernimmt Christoph Stöcker. Bis zum 2. März folgen fünf weitere Vorstellungen.

 

Musikalische Leitung: Christoph Stöcker

Inszenierung: Sabine Kuhnert

Bühnenbild und Kostüme: Christopher Melching

Dramaturgie: Mascha Wehrmann

 

Mit Viktor Lederer (Direktor Hummel), Gustavo Martin (Student Arkenholz), Johann Winzer (Oberst), Saskia Klumpp (Mumie), Frauke-Maria von Thalacker (Fräulein), Volker Nietzke (Johansson), Peter Veit (Bengtson), Frauke Willimczik (Dunkle Dame), Petra Antosch (Köchin), Ensemble 12

 

Weitere Vorstellungen: 24., 26., 28. Februar und 1., 2. März, 20.00 Uhr

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑