Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Giuseppe Verdis „Falstaff“ an der Staatsoper HannoverGiuseppe Verdis „Falstaff“ an der Staatsoper HannoverGiuseppe Verdis...

Giuseppe Verdis „Falstaff“ an der Staatsoper Hannover

Premiere 29. Januar 2010 um 19.30 Uhr

Zugleich »grotesk und erhaben, schrecklich und lustig, tragisch und komisch« soll das Theater in Zukunft sein, forderte Victor Hugo in seiner berühmten Cromwell-Vorrede. Nicht besser könnte man auch die großen Dramen William Shakespeares charakterisieren.

Und ebenso treffen Hugos Worte den Kern des Musiktheaters Giuseppe Verdis. Denn auch deren schwärzeste Tragödien sind immer mit Grellem, Schrillem und praller Lebensfreude durchsetzt. Und umgekehrt erschöpfen sich Shakespeares Komödien nie im Klamottenhaften, sondern erzählen gleichermaßen von Untiefen hinter den Masken der Narrheiten. In ganz besonderer Weise gilt dies auch für Verdis Falstaff nach Shakespeares Merry Wives of Windsor und Henry IV. Verdis Alterswerk von 1893 ist alles andere als eine lustige Spieloper, sondern präsentiert sich ganz im Sinne Shakespeares: Eine der differenziertesten und komplexesten Partituren des 19. Jahrhunderts entfaltet ein hochvirtuoses Theaterspiel in seiner ursprünglichsten Form, im Sinne eines umfassenden – ebenso unterhaltsamen wie tiefgründigen – Welttheaters.

Falstaff, der in Bezug auf Essen und Trinken kein Maß kennt und zudem auch den eigenen Eros grandios überschätzt, wenn er glaubt, mit zwei Frauen gleichzeitig spielen zu können; die folgende weibliche Rache während eines vorgetäuschten Rendezvous; der dickbäuchige Don Juan, der vor dem eifersüchtigen Ehemann in einen Wäschekorb flüchten muss; ein arrangierter Spuk im nächtlichen Park – das sind Witz und Komik in ihrer reinsten Form.

Doch wie Verdi betonte, soll Falstaff mitnichten der tölpelhafte, »fettleibige Säufer« sein, sondern einer, »der immer Geist hat«. Falstaff ist ein individualistischer Außenseiter; einer, der von der Norm abweicht und durch seine Andersartigkeit die bürgerliche Ordnung aufmischt. Auch die Musik entlarvt in Bläserattacken und grell auskomponiertem Lachen die Aggressivität, die unter der Maske der bürgerlichen Moral verborgen liegen kann. Falstaff selbst setzt dem wüsten Treiben die Grenzen und schließt alle in das virtuose Spiel der Schlussfuge ein. Denn er weiß sehr gut um seinen wichtigen Platz als Außenseiter innerhalb der Gesellschaft: Das »briciolo di sale« – »das Körnchen Salz« und die nötige Würze wird dem Leben erst durch die schrägen Vögel, die Unangepassten, die Individualisten verliehen.

Libretto von Arrigo Boito nach The Merry Wives of Windsor (1597) und Szenen aus Henry IV. (1597) von William Shakespeare

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung

Ivan Repušić

Inszenierung

Olivier Tambosi

Bühne

Frank Philipp Schlößmann

Kostüme

Inge Medert

Chor

Dan Ratiu

Dramaturgie

Dorothea Hartmann

Regiehospitanz

Gianna-Sophia Weise

Kostümassistenz

Elvira Freind

Besetzung

Sir John Falstaff

Stefan Adam

Ford

Martin Berner

Fenton

Philipp Heo

Doktor Cajus

Jörn Eichler

Bardolfo

Edgar Schäfer

Pistola

Frank Schneiders

Alice Ford

Arantxa Armentia / Nicole Chevalier

Nannetta

Ania Vegry

Mrs Quickly

Elzbieta Ardam

Meg Page

Mareike Morr

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Chor der Staatsoper Hannover

Termine

27.01. Do 18:30 Karten

29.01. Sa 19:30 Karten

02.02. Mi 19:30 Karten

05.02. Sa 19:30 Karten

09.02. Mi 19:30 Karten

04.03. Fr 19:30 Karten

26.03. Sa 19:30 Karten

31.03. Do 19:30 Karten

19.04. Di 19:30 Karten

07.05. Sa 19:30 Karten

26.05. Do 19:30 Karten

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

HULDIGUNG AN EINEN KLANGMAGIER -- Neue CD: Pianist Matthias Kirschnereit - "Wagner Liaisons" bei Berlin Classics

Richard Wagner war vor allem ein Meister der suggestiven Klangmagie. Dem trägt das neue Album des Pianisten Matthias Kirschnereit Rechnung. Wagners Zeit in der Schweiz, seine Jahre in Zürich und…

SPHÄRENHAFTE AURA -- Neue CD "OPIUM" von Eckart Runge (Cello) und Jacques Ammon (Klavier) bei Berlin Classics

Das neue Album "OPIUM" von Eckart Runge (Cello) und Jacques Ammon (Piano) ist eine Hommage an die "Roaring Twenties" - eine Zeit der rauschhaften Lebenslust. Die Musik dieses Albums steht in direkter…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER STAAT GEHÖRT DEN MÄNNERN -- Premiere "Walking_again in FEAR" als Audiowalk mit dem Studiotheater in Stuttgart

Eine ungewöhnliche Theatervorstellung im Freien hat das Studiotheater geboten. In Text und Konzeption von Luise Leschik und Dawn Patricia Robinson präsentierten die "silent ladies_" als feministisches…

Von: ALEXANDER WALTHER

REISE DURCH DIE TIEFEN DER EMOTION -- Neue CD: Enjott Schneider mit "Movie Themes Made in Germany" bei Solo Musica

Das vorliegende Album präsentiert Filmmusik aus drei Jahrzehnten, die neu als Suiten und Tondichtungen arrangiert wurden. "Jenseits der Sehnsucht" entstand als Abspannmusik zum ARD-Film "Ohne Dich".…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL MIT DEM KÖRPERGEFÜHL -- "Birdie" als Tanztheater von Katja Erdmann-Rajski im Treffpunkt Rotebühlplatz Stuttgart

Inspiriert von Alan Parkers Antikriegsfilm von 1984 erzählt Katja Erdmann-Rajski in tänzerisch suggestiver Weise die Geschichte Birdies. Kriegstraumatisiert lebt er in einer doppelten Isolationshaft.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche