Am Morgen danach bleibt ihm von alldem nur ein Handschuh. »Ein Traum, was sonst?« Beseelt von den Bildern der Nacht zieht der verwirrte Prinz von Homburg siegesgewiss in den Krieg. Was er jedoch traumverloren überhört hat, ist die Schlachtorder, die es ihm verbietet, eigenmächtig anzugreifen.
Schnell wird der Traum von der Wirklichkeit eingeholt: Man feiert Homburg als Sieger, die Kurfürstin steht einer Hochzeit mit Natalie nicht im Weg, und dennoch wird er vor ein Kriegsgericht gestellt; zu vorschnell – ohne den Marschbefehl abzuwarten – ist er auf den Feind losgestürzt. Obwohl die Schlacht gewonnen ist, soll er zum Tode verurteilt werden. Er kann es nicht fassen, dass sein Ziehvater, der Kurfürst, sich kategorisch hinter das Kriegsrecht stellt. Angesichts des bereits ausgehobenen Grabes fleht Homburg um sein Leben. Natalie setzt sich erfolgreich beim Kurfürsten für ihn ein. Was zunächst als Rettung erscheint, stürzt Homburg in einen existenziellen Gewissenskonflikt: Der Kurfürst macht ihn zum Richter über sein eigenes Schicksal. Homburg ist bereit, die Konsequenzen seines Handelns zu tragen und nimmt, zum Entsetzen seiner Freunde, das Todesurteil stoisch an. Kleists Nachtstück wird zum Drama der Freiheit: Was gilt mehr – persönliches Glück oder das allgemein bindende Gesetz einer Gemeinschaft?
Ingo Berk wird Kleists Schauspiel als psychologischen Thriller über den Konflikt zwischen Gefühl und Verantwortungsbewusstsein, freiem Willen und Gemeinwohl inszenieren. Im Ballhof hat er bereits Anja Hillings »Schwarzes Tier Traurigkeit« uraufgeführt. Beim Young Directors Project der Salzburger Festspiele 2008 brachte er »Der Stein« von Marius von Mayenburg heraus. Den Prinzen von Homburg spielt Christian Friedel, die Natalie Picco von Groote.
Mit Holger Bülow, Moritz Dürr, Christian Friedel (Prinz von Homburg),
Bernd Geiling, Picco von Groote, Dieter Hufschmidt, Oda Thormeyer
Regie Ingo Berk
Bühne Damian Hitz·
Kostüme Marysol del Castillo
Musik Patrik Zeller
Dramaturgie Anna Haas