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MARIA STUART von Friedrich Schiller - Wuppertaler Bühnen

Premiere ist am 19. Oktober 2013, 19:30 Uhr im Opernhaus. -----

Ist die Konsequenz der Macht die Inhumanität? Gibt die Ohnmacht den Menschen frei für seine wahre Bestimmung? In seinem Trauerspiel Maria Stuart hat Friedrich Schiller die Frage nach der Freiheit auf eine spannende historische Konstellation zugespitzt.

Mit der Königin von Schottland, Maria Stuart, und Königin Elizabeth I von England stehen sich zwei Herrscherinnen gegenüber, deren Koexistenz durch das jeweilige politisch-religiösen Weltbild, die Machtkonkurrenz und die privaten Leidenschaften unmöglich scheint.

Maria Stuart, die aus Schottland fliehen musste, wo sie Ihre Macht durch Mord und Intrigen verspielt hatte, ist seit längerem im englischen Exil interniert; zu gefährlich könnte dem Inselreich ihr Anspruch auf die englische Krone und ihre Parteinahme für die katholische Liga werden. Elisabeth wiederum kann sich nicht entscheiden, wie mit der Gefangenen zu verfahren sei, die beschuldigt wird, gegen sie zu konspirieren. Ihre Hinrichtung wäre nicht nur in ethisch-moralischer Hinsicht eine gewaltige Bürde. Aus Gründen der Staatsräson und aus Angst vor einem Bürgerkrieg wächst der Druck auf Elisabeth, Maria loszuwerden, vor allem durch ihren politischen Berater Burleigh. Lavierend zwischen den Staatsräten, der Gunst des Volkes und privaten Neigungen versucht sie eine Lösung zu finden, bei der ihre Hände sauber bleiben.

Derweil formieren sich die Anhänger Marias, um das Schicksal zu ihren Gunsten zu wenden, – zuvorderst der jugendliche Schwärmer Mortimer, der mit aller Gewalt die angebetete Maria befreien und zum Thron verhelfen will. Die Tragik Marias liegt darin, dass durch jeden ihrer Schritte, mit denen sie ihre Freiheit und Souveränität zurückerlangen will, sie sich davon weiter entfernt. Erst im Angesicht des Todes vermag sie durch Entsagung ihre ganze Seelengröße zu entfalten, während auf Elisabeth die Bürde des ausgesprochenen Todesurteils lastet, und sie ihre moralische Integrität durch einen von ihr selbst geschaffen Regierungsapparat aufgerieben sieht.

Schillers Wahl des historischen Stoffes schuf die ideale dramatische Konstellation, um seelische und

geschichtliche, private und öffentliche Vorgänge in den zwei Hauptgestalten kunstvoll zu verbinden und

dadurch ein Psycho- und Soziogramm der Macht zu erstellen. Bei Schillers Konfrontation des Einzelnen mit dem Mahlstrom historischer Ereignisse fokussiert Christian von Treskows Inszenierung auf die überzeitlichen Aspekte der Freiheitsproblematik. Denn die Frage, die Schiller in ‚Maria Stuart’ verhandelt: – ob die individuelle Freiheit nicht durch Selbstkontrolle, Selbstdisziplinierung und verinnerlichte systemische Zwänge gefährdeter sei als durch äußere Machtfaktoren, – stellt sich unsere heutigen Welt mehr denn je. Birgt die Machtfülle und scheinbare Verfügungsgewalt des planenden Individuums mehr Freiheit? Oder findet sie sich eher in dem Versuch, sich der Logik geschichtlicher und psychischer Zwänge zu entziehen?

Inszenierung: Christian von Treskow

Bühne und Kostüme: Dorien Thomsen

Video: Filmproduktion Siegersbusch

Musik: Bastian Wegner

Dramaturgie: Sven Kleine

Mit: Heisam Abbas, Thomas Braus, Markus Haase, Jochen Langner, Bernhard Majcen, Juliane Pempelfort, Anne-Catherine Studer, Jakob Walser, Hanna Werth, Marco Wohlwend

weitere Vorstellungen:

Oktober 2013: Mi. 23. (19.30 Uhr)

November 2013: Sa. 16. (19.30 Uhr), So. 17. (18.00 Uhr)

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