Vierhundert Jahre später ist es aktueller denn je, die verbindende Kraft der Musik zu beschwören statt die Gewalt der Götter. Der ganze Raum ein Klangkörper, der über die Grenzen des Einzelnen hinausweist auf eine offene Zukunft, die weniger in Angst denn in Hoffnung erwartet wird. Das Individuum ist nicht etwas, was das Leben besitzt, sondern Ort des Transits, den – für einen Moment nur – das Leben quert. Ausgehend von dem frühbarocken Puls der Musik, den im Raum verteilten Instrumentalisten, zwischen Vokalen und Plosiven: eine Reise zu den Resonanzräumen jenseits von Glauben und Wissen, die uns mit der Moderne abhanden gekommen sind.
„Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir!“ Mit Psalmworten flehen Menschen seit Jahrtausenden nach göttlicher Hilfe – doch Gott schweigt. Der Mensch scheint Zeit und Vergänglichkeit ausgeliefert. Von Motetten barocker Meister ausgehend, erforscht das Regiekollektiv Auftrag : Lorey das Schicksal des Menschen als Spielball der Vergänglichkeit. Zeit und die Gunst des Augenblicks – Kronos und Kairos – sollen sinnlich erfahrbar werden. Eine Raumklang-Erfahrung mit alten und neuen Kompositionen – von Gabrieli und Schütz bis zu eigens komponierten Klängen von Richard van Schoor. Mehrchörige Musik, die Zuschauende wie Akteure in der geheimnisvollen Tiefe des Bühnenhauses zu einer Erlebnisgemeinschaft verbindet.
Musiktheaterprojekt in Auseinandersetzung mit Werken von Andrea und Giovanni Gabrieli, Michael Praetorius, Heinrich Schütz sowie Richard van Schoor und Sergej Maingardt
Musikalische Leitung: Michael Hofstetter
Inszenierung: Auftrag : Lorey
Bühne: Lukas Noll
Kostüme: Katharina Sendfeld
Chorleitung: Jan Hoffmann
Dramaturgie: Matthias Kauffmann
Sopran: Naroa Intxausti / Natascha Jung / Lidia Maciejowska / Christine Pollerus / Eun-Mi Suk
Mezzosopran: Marie Seidler / Michaela Wehrum
Altus: Stefan Görgner
Tenor: Aco Bišcevic / Jan Hoffmann / Sang-Kyu Han / Kornel Maciejowski / Shawn Mlynek / Christian Richter / German Tcyrulnikov
Bariton: Johannes Hill / Chul-Ho Jang / Tomi Wendt
Bass: Aleksey Ivanov / Christopher Meisemann / Vito Tamburro
Mit: Chor des Stadttheater Gießen
Lauten: Michael Dücker / Stefan Maass / Stephan Rath / Toshinori Ozaki
Cembali: Eva Maria Pollerus / Niklas Heineke / Ortrun Sommerweiss / Alexander von Heissen
Orgel: Wolfgang Wels / Martin Spahr
Barockharfe: Johanna Seitz
Blockflöten: Hyowon Lee / Aya Komatsu / Nicole Accurso Heckrath / Jan Nigges
Gamben: Isabel Walter / Yoonji Song / Gertrud Ohse / Jane Lazarovic
Posaunen: Alexander Schmidt-Ries / Kurt Förster / Philipe Schwarz
Streichquintett: Jiří Burián / Ivan Krastev / Anette Maria Schack-Reber / Vera Krauss / Antonius Idvorean / Konstantin Jochim / Attila Hündöl / Torsten Oehler / Heiko Hoffmann / Wolfgang Plümacher
Weitere Vorstellungen: 14., 29. Mai; 9. Juni; 3. Juli 2016 | jeweils 19.00 und 21.00 Uhr