Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Neues vom Tage" von Paul Hindemith, Theater Münster"Neues vom Tage" von Paul Hindemith, Theater Münster"Neues vom Tage" von...

"Neues vom Tage" von Paul Hindemith, Theater Münster

Premiere: Samstag, 2. März 2013, 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

Das Leben ein Vermarktungsspiel? Paul Hindemiths Oper (1895–1963) „Neues vom Tage“ spielt ausgesprochen unterhaltsam mit der – durch Boulevardblätter oder andere Medien gespeisten – Lust des Bürgers, Intimitäten anderer serviert zu bekommen.

Das ehemüde, sich ständig streitende Paar Laura und Eduard: „Wir lassen uns scheiden!!!“ Auch Herr und Frau M. – kaum von der Hochzeitsreise zurück – wollen sich ebenfalls trennen. Nachdem die M.’s „glücklich geschieden“ sind, wird ihr Erfolgsgeheimnis publik: Das Büro für Familienangelegenheiten GmbH, das von einem jungen Mann – dem schönen Herrn Hermann – geleitet wird, den man praktischerweise auch als Scheidungsgrund mieten kann. Dieses überaus nützliche Angebot nehmen nun auch Laura und Eduard in Anspruch.

Nach etlichen, teils vorgetäuschten, teils echt empfundenen Liebes- und Eifersuchtsverwirrspielen, lesen schließlich beide das Schicksal ihres Ehepartners im Lokalteil einer prominenten Boulevardzeitschrift. Daraufhin bekommt Eduard sogleich Besuch von sechs „Managern“, die ihm einen Vertrag über die Vermarktung seines Falls anbieten. Das Ehepaar findet sich schlussendlich im „Alkazar“ wieder, wo sie jeden Abend einem sensationslüsternen Publikum die Geschichte von Laura und Eduard vorspielen.

Vertrackterweise möchte sich das Paar im „wirklichen“ Leben nun wieder zusammenschließen, doch der Rückzug ins Privatleben wäre ein herber Verlust für das Klatschspaltenpublikum, darum macht jetzt die Allgemeinheit lautstark von ihrem Veto Gebrauch: „Niemals … Ihr seid abgestempelt. Ihr seid keine Menschen mehr. Ihr seid das ‚Neueste vom Tage’!“

Hindemiths – 1929 in Berlin uraufgeführte – Zeitoper ist ein satirischer Seitenhieb auf die übermächtige Boulevardpresse und, was die damalige Zeit anbetrifft, gegen alle etablierten Bühnengattungen geschrieben. Das Libretto von Marcellus Schiffer, der neben Friedrich Hollaender und Rudolf Nelson im Berlin der zwanziger Jahre als Experte für die von Glamour und Satire geprägte modische Kabarettrevue galt, hält die Mitte zwischen Ulk und Sarkasmus. Indem Hindemith das neue Genre der Kabarettrevue einbezog, gewann er, neben einer zeitkritischen Komponente, auch formale Freiheiten. Die Partitur ist reich an vielgestaltigen Anspielungen und Parodien. So beschwört der Ausruf der Tippfräuleins: „Wie schön ist unser Herr Hermann heute morgen“, den Narraboth aus Richard Strauß’ Oper „Salome“ herauf. Es gibt ausdrücklich gewünschten Duett-Kitsch, barockisierende Elemente, Jazzeinflüsse sowie lakonische Aussagen über die Warmwasserversorgung und vieles mehr …

Libretto von Marcellus Schiffer

Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann

Inszenierung: Ansgar Weigner

Bühne: Christian Floeren

Kostüme: Anke Drewes

Chor: Inna Batyuk

Dramaturgie: Margrit Poremba

Mitwirkende:

Henrike Jacob (Laura), Gregor Dalal (Eduard), Tilmann Unger (Der schöne Herr Hermann), Fritz Steinbacher (Herr M./ 2. Manager), Lisa Wedekind (Frau M.), Lukas Schmid (Standesbeamter/ 6. Manager), Plamen Hidjov (Fremdenführer/ 5. Manager) Juan Fernando Gutiérrez (Hoteldirektor/ 3. Manager), Barbara Bräckelmann (Zimmermädchen), Youn-Seong Shim (Oberkellner/ 1. Manager), Frank Göbel (4. Manager)

Opernchor und Extra-Chor des Theaters Münster

Sinfonieorchester Münster

Einführungsmatinée:

Sonntag, 17. Februar, 11.30 Uhr, Oberes Foyer

Weitere Vorstellungen:

Freitag, 15. März, 19.30 Uhr, Großes Haus

Donnerstag, 28. März, 19.30 Uhr, Großes Haus

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche