Das ehemüde, sich ständig streitende Paar Laura und Eduard: „Wir lassen uns scheiden!!!“ Auch Herr und Frau M. – kaum von der Hochzeitsreise zurück – wollen sich ebenfalls trennen. Nachdem die M.’s „glücklich geschieden“ sind, wird ihr Erfolgsgeheimnis publik: Das Büro für Familienangelegenheiten GmbH, das von einem jungen Mann – dem schönen Herrn Hermann – geleitet wird, den man praktischerweise auch als Scheidungsgrund mieten kann. Dieses überaus nützliche Angebot nehmen nun auch Laura und Eduard in Anspruch.
Nach etlichen, teils vorgetäuschten, teils echt empfundenen Liebes- und Eifersuchtsverwirrspielen, lesen schließlich beide das Schicksal ihres Ehepartners im Lokalteil einer prominenten Boulevardzeitschrift. Daraufhin bekommt Eduard sogleich Besuch von sechs „Managern“, die ihm einen Vertrag über die Vermarktung seines Falls anbieten. Das Ehepaar findet sich schlussendlich im „Alkazar“ wieder, wo sie jeden Abend einem sensationslüsternen Publikum die Geschichte von Laura und Eduard vorspielen.
Vertrackterweise möchte sich das Paar im „wirklichen“ Leben nun wieder zusammenschließen, doch der Rückzug ins Privatleben wäre ein herber Verlust für das Klatschspaltenpublikum, darum macht jetzt die Allgemeinheit lautstark von ihrem Veto Gebrauch: „Niemals … Ihr seid abgestempelt. Ihr seid keine Menschen mehr. Ihr seid das ‚Neueste vom Tage’!“
Hindemiths – 1929 in Berlin uraufgeführte – Zeitoper ist ein satirischer Seitenhieb auf die übermächtige Boulevardpresse und, was die damalige Zeit anbetrifft, gegen alle etablierten Bühnengattungen geschrieben. Das Libretto von Marcellus Schiffer, der neben Friedrich Hollaender und Rudolf Nelson im Berlin der zwanziger Jahre als Experte für die von Glamour und Satire geprägte modische Kabarettrevue galt, hält die Mitte zwischen Ulk und Sarkasmus. Indem Hindemith das neue Genre der Kabarettrevue einbezog, gewann er, neben einer zeitkritischen Komponente, auch formale Freiheiten. Die Partitur ist reich an vielgestaltigen Anspielungen und Parodien. So beschwört der Ausruf der Tippfräuleins: „Wie schön ist unser Herr Hermann heute morgen“, den Narraboth aus Richard Strauß’ Oper „Salome“ herauf. Es gibt ausdrücklich gewünschten Duett-Kitsch, barockisierende Elemente, Jazzeinflüsse sowie lakonische Aussagen über die Warmwasserversorgung und vieles mehr …
Libretto von Marcellus Schiffer
Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann
Inszenierung: Ansgar Weigner
Bühne: Christian Floeren
Kostüme: Anke Drewes
Chor: Inna Batyuk
Dramaturgie: Margrit Poremba
Mitwirkende:
Henrike Jacob (Laura), Gregor Dalal (Eduard), Tilmann Unger (Der schöne Herr Hermann), Fritz Steinbacher (Herr M./ 2. Manager), Lisa Wedekind (Frau M.), Lukas Schmid (Standesbeamter/ 6. Manager), Plamen Hidjov (Fremdenführer/ 5. Manager) Juan Fernando Gutiérrez (Hoteldirektor/ 3. Manager), Barbara Bräckelmann (Zimmermädchen), Youn-Seong Shim (Oberkellner/ 1. Manager), Frank Göbel (4. Manager)
Opernchor und Extra-Chor des Theaters Münster
Sinfonieorchester Münster
Einführungsmatinée:
Sonntag, 17. Februar, 11.30 Uhr, Oberes Foyer
Weitere Vorstellungen:
Freitag, 15. März, 19.30 Uhr, Großes Haus
Donnerstag, 28. März, 19.30 Uhr, Großes Haus