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"Peer Gynt" von Henrik Ibsen in einer Bearbeitung von Nuran David Calis im Staatsschauspiel Dresden

Premiere am 3. 12. um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

 

Der Peer Gynt von Nuran David Calis ist ein Träumer. Ein Lügner. Ein Angeber, ein Aufreißer, ein Geschichtenerzähler, der am Rande der Stadt in einem Vorort groß wird und von Ruhm und Luxus träumt.

Obwohl er in einer Gesellschaft von Verlierern und Gestrandeten aufwächst, wie es sie mittlerweile in den Außenbezirken jeder deutschen Großstadt gibt, wagt er den Traum vom großen Glück. Denn Peer will sich nicht damit abfinden, dass die Herkunft eines Menschen über seine Zukunft entscheidet. Die Nachtclubs der Reichen, ihre schönen Frauen und ihr dekadenter Lebensstil faszinieren den Jungen über alle Maßen. In den Straßen seines Viertels begegnet er Solvejg, der Liebe seines Lebens, und kann doch nicht bei ihr bleiben. Denn nach dem Tod seiner Mutter Aase macht Peer sich auf den Weg. Der ehrgeizige Junge vom Rande der Gesellschaft will endlich in ihrer Mitte ankommen – und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Mit der Kindheit lässt Peer Gynt auch die märchenhafte Natur- und Sagenwelt hinter sich, als Kind der Straße aus dem Jahr 2009 erlebt er eine wilde Odyssee durch die Nacht, begegnet erotischen Verlockungen und düsteren Nachtgestalten, die seine Lebensreise mehr und mehr zu einem surrealen Trip zwischen Realität und Wahnsinn, Phantasie und Lüge werden lassen. Aus dem bettelarmen Jungen wird der vermögende, skrupellose Geschäftsmann und Nachtclub-König Peer Gynt. Dieser Peer ist ein Egozentriker. Berauscht von einem Gefühl der Allmacht setzt er sich über bürgerliche Moralvorstellungen hinweg, als selbsternannter „Kaiser der Welt“ kann er es sich leisten, exzessive Ausschweifungen zwischen Sex und Gewalt ungehindert auszuleben.

 

Peer Gynt hat viele Fehler und sucht das Glück, das macht ihn sehr menschlich. Er lebt nur für den Augenblick und flieht ständig ins nächste Abenteuer. Als ihn am Ende seines Lebens die Schatten seiner Vergangenheit einholen, gelingt es Peer plötzlich nicht mehr, einfach immer weiter davonzulaufen. Er muss sein Scheitern und die Mittelmäßigkeit seines Daseins akzeptieren und sich der entscheidenden Frage stellen: „Wer bist du, Peer Gynt?“

 

Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen verfasste „Peer Gynt“ 1867. Sein Versdrama ist Märchen, Familientragödie und Gesellschaftssatire zugleich, Ibsen rechnete darin mit der eigenen Ruhmsucht und seiner norwegischen Heimat ab. Über einhundert Jahre später hat der Autor und Regisseur Nuran David Calis für seine Inszenierung eine eigene Fassung des Stoffes geschrieben. Er folgt darin den Hauptmotiven des Ibsenschen Originals und schafft aus den Versen der deutschen Übersetzung von Christian Morgenstern sowie eigenen Texten eine Sprache, die Calis’ direkten heutigen Ton auf die poetischen Sprachbildern Ibsens treffen lässt. Erzählt wird die Geschichte mit drei Schauspielern im Zentrum: Christian Friedel, Tom Quaas und Albrecht Goette werden Peer Gynt in unterschiedlichen Lebensaltern spielen.

 

Regie: Nuran David Calis

Bühne: Irina Schicketanz

Kostüme: Marysol del Castillo

Musik: Vivan Bhatti

 

Mit: Mike Adler, Joy Maria Bai, Mathias Bleier, Christian Friedel (Peer), Albrecht Goette (Peer), Sascha Göpel, Olivia Grigolli, Picco von Groote, Hannelore Koch, Karina Plachetka, Tom Quaas (Peer); Lars Kutschke (Gitarre), Clemens Pötzsch (Keyboard), Thomas Heil (DJ Studio 17)

 

 

 

Dramaturgie: Beret Evensen

 

 

 

 

 

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