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Ruhrtriennale beginnt am 14. August - Vielzahl von Neuinszenierungen zum Auftakt des Festivals der Künste

Vom 14. August bis 25. September 2021

Kurz vor Beginn der Ruhrtriennale 2021 am 14. August stellt das Festivalteam Programmschwerpunkte des Auftakt-Wochenendes in den Mittelpunkt, zeigt sich zufrieden mit dem Kartenvorverkauf und blickt zuversichtlich auf die kommenden Wochen. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher als ein intensives Festivalerlebnis und freuen uns auf die Vielzahl von Inszenierungen, die es – neu in die Industriearchitektur des Ruhrgebiets hinein geboren – nun zu entdecken gilt,“ so Barbara Frey, Intendantin der Ruhrtriennale 2021-2023. „Es ist uns darüber hinaus wichtig, gerade in diesen schwierigen Zeiten gute Gastgeber sowohl für die eingeladenen Kunstschaffenden als auch für unsere Besucherinnen und Besucher zu sein.“

 

Copyright: Ruhrtriennale

Zum Eröffnungswochenende am 14. und 15. August zählen das Konzert im Morgengrauen, eine Schauspiel- und Musiktheater-Premiere sowie vier installative Arbeiten. Den künstlerischen Auftakt macht das „Konzert im Morgengrauen“ am 14. August kurz vor Sonnenaufgang: Neben Kompositionen von Ravel und Sciarrino, interpretiert durch die Pianistin Virginie Déjos, ist die Uraufführung eines durch die Ruhrtriennale beauftragten Klangstücks des britischen Musikers Chris Watson, u.a. Gründungsmitglied der electro-industrial Band Cabaret Voltaire, zu erleben. Sein „Morgenchor“ begleitet das Publikum durch die blaue Stunde ins Tageslicht zu einem gemeinsamen Frühstück im Freien.

Barbara Frey stellt sich ab dem 14. August mit der Uraufführung der Schauspiel-Kreation „Der Untergang des Hauses Usher“, eine Koproduktion der Ruhrtriennale mit dem Burgtheater Wien, vor. Gemeinsam mit einem herausragenden achtköpfigen Künstlerensemble sowie Solisten des Ruhrkohle-Chors lädt sie das Publikum zu ihrer Sicht auf den Gedankenkosmos von Edgar Allan Poe ein – eigens für den faszinierenden Raum der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck erdacht. Mit „Die Toten“ ab dem 01. September ist eine weitere Arbeit von Barbara Frey im diesjährigen Festival zu sehen.

Mit dem Musiktheater „Bählamms Fest“, zu erleben ab dem 15. August in der Jahrhunderthalle Bochum, kreiert die österreichische Komponistin Olga Neuwirth gemeinsam mit einer Vielzahl von Beteiligten eine irreale, sowohl visuelle als auch musikalische Orgie. In 13 Bildern seziert Neuwirth das abgründige Sittengemälde, lässt die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Lebenden und Toten, Mensch und Tier, Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen. Das Libretto schuf Elfriede Jelinek nach Leonora Carrington, die Regie bei Neuwirths intermedialem Pionierwerk liegt in Händen des jungen irischen Duos Dead Centre.

Für die installative Choreografie „The Life Work“ traf die Dänin Mette Ingvartsen auf vier Frauen, die – gebürtig aus Japan und heute im Rheinland beheimatet – in den 1930er und 1940er geboren wurden. Wie Ingvartsen selbst haben sie ihr Land verlassen, um anderswo und allein ihr Glück zu suchen. Die minimalistische Inszenierung des Werdens und Vergehens spürt der Frage nach, was das ist, das Leben, und lässt die kollektive Erzählung hinter den individuellen Geschichten hervor scheinen. Die ab dem 14. August an vier Wochenenden stattfindende Performance ist in die Ausstellung „Global Groove. Kunst, Tanz, Performance und Protest“ im Museum Folkwang in Essen eingebettet.

Ein Jahrhundert in bewegenden Porträts: Mats Staub widmet seine künstlerische Arbeit dem Gedächtnis, sucht die Präsenz der Vergangenheit in unserer Gegenwart. Sein seit Jahren wachsendes Langzeitprojekt „21 – Erinnerungen ans Erwachsenwerden“ umfasst 200 Filme, in denen Erzählende als Zuhörende ihrer eigenen Worte porträtiert werden. Entstanden auf verschiedenen Kontinenten, sind den Erinnerungen vom Beginn des 2. Weltkriegs bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie jetzt weitere Geschichten von elf Menschen aus dem Ruhrgebiet hinzugefügt worden. Zum ersten Mal ist diese für die Ruhrtriennale vervollständigte Installation vom 15. August bis 25. September in der Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum in ihrer ganzen imposanten Größe zu sehen.

Als Beitrag von Urbane Künste Ruhr zur diesjährigen Ruhrtriennale ist die Installation „Absorption“ des US-Amerikaners Asad Raza ab dem 14. August im ehemaligen Allbauhaus in der Essener Innenstadt zu erleben. Erde, ein Gemisch aus Sand, Lehm und Kompostanteilen, dringt bis in die hintersten Ecken dieses geschichtsträchtigen Gebäudes. Die Erde wird im Vorfeld und während der Ausstellung mit organischer und anorganischer Materie aus dem Ruhrgebiet, etwa mit Klärschlamm, Altpapier oder Haaren, fortlaufend versetzt und u.a. durch Kompostierung zu neuer Erde – von Raza „Neosoil“ genannt – verarbeitet. Während der Ausstellungslaufzeit bis zum 25. September ist ein Team von aus der Region stammenden „Cultivators“ vor Ort, das unter wissenschaftlicher Begleitung die Erde filtert, in ihre Bestandteile zerlegt, analysiert und neu mischt. Die neue Erde wird an Besucherinnen und Besucher, Kleingartenvereine und soziale Einrichtungen verschenkt.

Auch das: Jenseits der Hallen, kostenfrei, rund um die Uhr, per Straßenbahn, Fahrrad oder zu Fuß, allein oder gemeinschaftlich laden uns regionale Kunstschaffende ab dem 14. August während des gesamten Festivals dazu ein, die Wege zwischen den Spielorten der Ruhrtriennale in Bochum, Duisburg, Essen und Gelsenkirchen zu entdecken. Einzig nötig für das „Wege“-Projekt: ein Smartphone und Kopfhörer, um etwa die Tracks von Stefan Schneider, die das Duisburg des Dazwischen in Gesprächen mit Menschen in Kaßlerfeld, Ruhrort, Laar und Meiderich hörbar machen, herunterzuladen. Details auf www.ruhr3.com/wege

Als Ort der Begegnung und zum Verweilen laden ab dem 15. August die Pappelwaldkantine mit nachhaltigen und fairen kulinarischen Angeboten sowie die Festivalbibliothek an der Jahrhunderthalle Bochum ein.

Es folgen in der unmittelbaren Woche nach dem Auftakt die Performance „L‘Étang“ der Choreografin, Regisseurin und Puppenspielerin Gisèle Vienne, ab dem 19. August dann mit „A Divine Comedy“ der jüngste Wurf der Choreografin und Extrem-Performerin Florentina Holzinger.

Zum Konzertprogramm zählt der Auftritt von Full Blast um den Jazzmusiker Peter Brötzmann am 20. August und markiert den Beginn der MaschinenHausMusik-Reihe in der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord. Weitere Höhepunkte im August sind „Stil ist Gewalttat“ mit der Komponistin Patricia Alessandrini sowie das Konzert der Bochumer Symphoniker – erstmals unter der Leitung ihres neuen Generalmusikdirektors Tung-Chieh Chuang. Am 29. August startet das erste von drei Popkonzerten mit der franko-ivorischen Rapperin Lala &ce. In einer Literatur- und Dialogreihe ab dem 22. August stellt der Schweizer Dramatiker, Romancier und Essayist Lukas Bärfuss gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Schauspielerinnen Fragen nach der Natur des Menschen.

Darüber hinaus sind zwei künstlerische Projekte ausschließlich digital zu erleben: „Aparición“, auf Deutsch „Erscheinung“, der Aktionskünstlerin Regina José Galindo aus Guatemala sowie die interaktive Zoom-Performance „Unterscheidet euch!“ von Turbo Pascal im Rahmen der Jungen Triennale. Die performative Arbeit von Galindo macht auf die hohe Zahl der Frauenmorde und die häusliche Gewalt gegen Frauen in Deutschland aufmerksam. So taucht während des Festivalzeitraums jeden dritten Tag im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets unerwartet ein anonymer Frauenkörper auf, ein lebendiges Mahnmal für die Ermordeten. Im gleichen Intervall werden Bilder der Aktionen auf der Webseite der Ruhrtriennale veröffentlicht.

Zu den ergänzenden digitalen Audio- und Video-Veranstaltungen zählen sieben Mitschnitte in Zusammenarbeit mit dem ARD Radiofestival und Kulturradio WDR 3 im Rahmen der WDR 3 Kulturpartnerschaft, drei Video-on-Demand-Angebote sowie zwei Livestreams, ergänzt durch Vermittlungs- und Gesprächsformate auf www.ruhr3.com/digital

Eine große Anzahl von Veranstaltungen ist bereits sehr gut gebucht, darunter viele der vor Ort zur Uraufführung gebrachten Produktionen. Kurz vor Beginn des Festivals zeigt sich Dr. Vera Battis-Reese, Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH, zufrieden mit dem Vorverkauf. „Der Wunsch, Kunst unmittelbar zu erleben, ist deutlich spürbar. Wir freuen uns sehr über die große Nachfrage. Besonders neugierig ist unser Publikum darauf, mit ‚Der Untergang des Hauses Usher‘ und ‚Die Toten‘ die künstlerische Arbeit der neuen Intendantin und Regisseurin Barbara Frey zu sehen. Das gleiche gilt für die beiden großen Musiktheater-Produktionen, ‚Bählamms Fest‘ sowie ‚D • I • E‘. Viele Konzerte, darunter ‚Elias‘ von Chorwerk Ruhr und ‚Point Line Area‘ des Komponisten und Schlagzeugers Fritz Hauser erfreuen sich großer Beliebtheit, ebenso ‚Thelonious‘ im Rahmen der Jungen Triennale. Wir empfehlen unserem Publikum, die Homepage der Ruhrtriennale im Blick zu halten. Unser Ziel ist es, Platzkapazitäten nach Möglichkeit noch zu erweitern.“

Die Ruhrtriennale hat gemeinsam mit externen Experten aus Medizin, Hygiene und Belüftungstechnik ein qualifiziertes Hygienekonzept aufgesetzt, das alle aktuellen und derzeit zu erwartenden Bedingungen für ein pandemiegerechtes Festival umsetzt. Insbesondere das darin enthaltene, gemeinsam mit den zuständigen Behörden und der Hochschule für Gesundheit in Bochum entwickelte abgestufte Maßnahmenpaket versetzt das Festival in die Lage, angesichts der aktuellen Dynamiken flexibel handeln zu können. Grundsätzlich gilt bei allen Veranstaltungen der Ruhrtriennale die medizinische Maskenpflicht und die 3-G-Regel.

Die Intendantin Barbara Frey und ihr künstlerisches Team befragen gegenwärtige Bruchlinien, verunsicherte historische Konstruktionen von Identität, kollektive und individuelle Erinnerungsprozesse und das komplexe Verhältnis des Menschen zur Natur. Die Ruhrtriennale 2021 ist die erste unter der Intendanz der Schweizer Theaterregisseurin. Vom 14. August bis 25. September feiert das jährliche Festival der Künste an neun Spielorten in den Städten Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck ein Programm an den Schnittstellen von Musiktheater, Konzert, Schauspiel, Tanz, Performance, Installation, Literatur und Dialog, ergänzt durch digitale Angebote.

Die diesjährige Ruhrtriennale umfasst 37 Produktionen und Projekte, darunter elf Eigen- und Koproduktionen. Mit acht Uraufführungen, fünf deutschen Erstaufführungen sowie vier Übernahmen aus dem Programm der Ruhrtriennale 2020 lädt das international ausgerichtete Festival sein Publikum in insgesamt 117 Veranstaltungen zu verschiedenen künstlerischen Erfahrungen ein. Mehr als 600 Kunstschaffende aus rund 30 Ländern sind an der diesjährigen Ruhrtriennale beteiligt.

Mit zehn Hochschulen aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz ist der Festivalcampus, wie die Jahre zuvor, Teil des Programms.

Programmdetails sowie eine Vielzahl von inhaltlichen Hintergrund-Informationen sind im Rahmen des Magazins auf www.ruhrtriennale.de/de/magazine und im Festivalkatalog mit einer durch die Ruhrtriennale beauftragten Fotostrecke des Künstlers Tobias Zielony nachzulesen.

 

 

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