Auf einer Theaterbühne entzündet sich während der Aufführung eines volkspädagogischen Melodrams aus der Atatürk--Ära, in dem das Ablegen der Schleier propagiert wird, ein Streit. Darf eine Frau gezwungen werden, das Kopftuch abzulegen? Was wiegt schwerer: die Staatsräson eines säkularen Staates oder die persönliche Freiheit eines religiösen Glaubens?
Das Geschehen eskaliert, als Angehörige eines obskuren Sonderkom-mandos die Bühne stürmen und
unter der Führung des Staatsschau-spielers Sunay Zaim vorgeben, den Staat vor den Islamisten retten zu müssen. Der Dichter Ka unternimmt den Versuch, die politische Ver-schwörung aufzuklären, verheddert sich aber als Vermittler im Kampf zwischen türkischen und kurdischen Nationalisten, der Armee und islamistischen Fundamentalisten.
Mit seinem Roman, geschrieben vor dem 11. September 2001, wollte Pamuk die kleine Stadt Kars als Mikrokosmos der Türkei verstanden wissen. Nach den Attentaten auf das World Trade Center begann Pamuk zu verstehen, dass die Probleme der Türkei die Pro-bleme der Welt wurden. Heute lautet Pamuks Appell an den Westen: „Bitte macht einen Unterschied zwischen der islamischen Gesellschaft und dem politischen Islam! Bitte macht einen Unterschied zwischen dem politischen Islam und radikalen Fundamentalisten! Nach Anschlägen wie denen gegen Charlie Hebdo verwischen in den Emotionen die Unterschiede. Furchtbar!“
Regie Ersan Mondtag
Bühne Paula Wellmann
Kostüme Josa David Marx
Musik Max Andrezhjewski
Dramaturgie Matthias Günther
Ensemble Marie Löcker, Thomas Niehaus, Pascal Houdus, Cathérine Seifert, Steffen Siegmund, Tilo
Werner, Sebastian Zimmler
Weitere Vorstellung am 26. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de
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