Jeder scheint nur noch mit sich und dem Unbehagen an seiner Lebenssituation beschäftigt. „wohnen. unter glas“ beobachtet humorvoll und schmerzhaft die Lebensentwürfe dreier Mittdreissiger.
Jeani, Babsi und Max haben vor zehn Jahren in einer WG zusammengelebt. Ein bisschen links waren sie, ein bisschen Schicksalsgemeinschaft, auch ein bisschen erotisch verstrickt. Nun hat die praktische Jeani ein Wiedersehen organisiert.
Doch schnell zeigt sich bei aller Wiedersehensfreude, dass das alte Kuschelbiotop nicht mehr so recht gedeihen will. Zu sehr haben sich die Lebenswege getrennt, die Liebeskonzepte gewandelt, die Welt sich ein Stückchen weitergedreht.
Und nun stehen drei unglückliche komische Vögel, die sich mal sehr nah und quasi durchsichtig füreinander waren, in der Landschaft herum und versuchen eine Sprache zu finden für das, was eigentlich „nicht“ ist in ihrem Leben: Verlust, Versagen, Scheitern. Dabei monologisieren und plappern sie um diverse persönliche Schmerzpunkte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herum, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Denn die Sprache des jungen österreichischen Autors Ewald Palmetshofer ist der eigentliche Star in diesem Stück. Kein Wunder, dass Palmetshofer unter schärfster Beobachtung der Fachwelt steht, erfindet er doch quasi eine Theatersprache neu aus dem Geiste des Stammelns und Herumlavierens – schräg, musikalisch, nicht unkomisch, aber vor allem abgrundtief traurig.
Ewald Palmetshofer, von der Fachzeitschrift „Theater heute“ 2008 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gekürt, beschreibt das Lebensgefühl einer urbanen Generation zwischen 30 und 40. Die sprachliche Qualität und der schonungslose Blick auf die Deformationen unserer Zeit machen den Österreicher zu einem der interessantesten Theaterautoren der jüngeren Generation.
Mit „wohnen. unter glas“ ist am Stadttheater Bern erstmals ein Stück von Autors Ewald Palmetshofer zu sehen. Das Schauspiel kam im Februar 2008 am Schauspielhaus Wien zur Uraufführung und im April 2008 in München zur Deutschen Erstaufführung.
Inszenierung Johannes Rieder
Bühne Beni Küng, Stephanie Liniger
Kostüme Susanne Waterkamp
Mit:
Jeani (eine Frau Mitte 30) Henriette Cejpek
Max (ein Mann Anfang 30) Diego Valsecchi
Babsi (eine Frau Anfang 30) Friederike Pöschel