In der Stadt wird vermutet, dass all dies kein Zufall ist, sondern Folge menschlichen Verhaltens. Offenbar zürnen die Götter. Ursache – so erklärt das Orakel – ist die Verfehlung eines Mitbürgers: Er soll den vorhergehenden Herrscher Thebens, König Laios, ermordet haben.
Ödipus, seit einigen Jahren äußerst erfolgreicher und geschätzter Nachfolger von Laios, der zudem die Witwe von Laios geheiratet hat, setzt unverzüglich einen schonungslosen Aufklärungsprozess in Gang – der tatsächlich innerhalb von wenigen Stunden die Wahrheit ans Licht bringt.
Diese Geschichte ist in der Zuspitzung durch Sophokles zu einer der berühmtesten im Gedächtnis der Menschheit geworden. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Sigmund Freud die Grundkonstellation des Mythos zu einer Urszene der Psychoanalyse machte und den Ödipus-Mythos zu Beginn der Moderne damit wirkungsvoll aktualisierte. Vielmehr werden in dieser Tragödie einige Grundkonflikte des Menschen exemplarisch verhandelt: wie zwiespältig der Wissensdrang des Menschen sein kann, wie zerbrechlich menschliches Glück ist – und wie Menschen unschuldig schuldig werden können. All das wirkt modern, geradezu heutig. Doch eine irritierende Differenz bleibt: Schuld auf sich zu nehmen ist dem modernen Menschen fremd geworden.
Inszenierung: Markus Trabusch
Bühnenbild: Bernhard Kleber
Kostüme: Werner Fritz
Musik: Jan Faszbender
Dramaturgie: Juliane Votteler
Ödipus: André Willmund
Kreon: Klaus Müller
Teiresias: Martin Herrmann
Jokaste: Ute Fiedler
Bote: Toomas Täht
Hirte: Eberhard Peiker
Antigone: Karoline Reinke
Bürger: Philipp von Mirbach
Bürgerin: Franziska Arndt