In Christian Spucks das siebte blau nehmen die Musiker eines Streichquartetts auf der Tanzbühne Platz, doch ist der Hauschoreograph des Stuttgarter Balletts weit davon entfernt, die Komposition Note für Note in Choreographie zu übersetzen. Bewegung und Musik lösen sich in Stimmung, Struktur und Dynamik immer wieder voneinander, scheinen gelegentlich sogar im
Widerstreit zu liegen, und gehören doch unauflöslich zusammen. Auch Glen Tetleys Voluntaries gelten als meisterhafte Verbindung von Musik und Bewegung. Hier bleibt die Orgel zwar im Orchestergraben, doch ihre akustische Wucht verschafft den Klängen geradezu physische Präsenz im Raum. In Marco Goeckes Solo Äffi wird der Tänzerkörper selbst zum Resonanzkörper. Die Handlungslosigkeit aller vier Ballette unterstreicht die Rolle der Musik als eigentlichen Ansporn der Bewegung. Zwar scheinen gelegentlich
narrative Elemente auf, doch verdichten sie sich nie zu einer Geschichte, sondern deuten lediglich Stimmungen und Beziehungen an. Dies gilt auch für Afternoon of a Faun, über das Jerome Robbins sagte: „Ich versuche, ein Thema nicht aufzudrängen, sondern anzudeuten und die Interpretation dem Publikum zu überlassen“.
Voluntaries
Choreographie Glen Tetley
Musik Francis Poulenc „Konzert für Orgel, Streicher und Pauken in g-moll“
Einstudierung Thierry Michel, Birgit Deharde, Tamas Detrich
Ausstattung Rouben Ter-Arutunian
Uraufführung 22. Dezember 1973, Stuttgarter Ballett
Afternoon of a Faun
Choreographie Jerome Robbins
Musik Claude Debussy „Prélude à L’après-midi d’un faune“
Einstudierung Ben Huys, Tamas Detrich
Bühnenbild und Beleuchtung Jean Rosenthal
Kostüme Irene Sharaff
Uraufführung 14. Mai 1953, New York City Ballet
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett 12. April 1998
Äffi
Choreographie Marco Goecke
Musik Johnny Cash „Hurt“, „The Man comes around“, „We’ll meet again“
Toncollage Herbert Schnarr
Einstudierung Rolando D’Alesio
Beleuchtung Udo Haberland
Uraufführung 18. Juni 2005, Arnheim, ARDT Dans Benefiet Gala
Deutsche Erstaufführung 4. Dezember 2005, Stuttgarter Ballett
das siebte blau
Choreographie Christian Spuck
Musik Franz Schubert, Auszüge aus „Der Tod und das Mädchen“
György Kurtag, Lontano aus „Officium breve in memoriam Andreae Szervánszky“op 28 für Streichquartett
Dieter Fenchel „The Real Machine“
Einstudierung Birgit Deharde, Rolando D’Alesio
Bühnenbild Christian Spuck
Kostüme Miro Paternostro
Lichtdesign Andreas Rinkes
Uraufführung 2. April 2000, Stuttgarter Ballett