Für Wahida, eine amerikanische Islamwissenschaftlerin, und Eitan, einen deutschen Genforscher, beginnt eine unbeschwerte, freie und glückliche Zukunft. Welche Rolle spielt schon die Herkunft heute? Doch Eitans jüdische Familie lehnt seine arabischstämmige Freundin radikal ab.
Unerklärlich, die Reaktion seiner Eltern, findet Eitan und macht sich mit Wahida auf, dem Verschwiegenen nachzuspüren. In Israel entdecken sie das Familiengeheimnis und werden mit der schwerwiegenden Frage nach der eigenen Identität konfrontiert. Ihre Liebe steht nun nicht mehr allein in der Welt, stellt sich plötzlich dar als eine Größe zwischen Familie, Geschichte, Politik und der Frage, wie viel Wahrheit sein muss und ob Wahrheit gleichzeitig Wahrhaftigkeit ist.
Regisseurin Alize Zandwijk: „Für mich erzählt Wajdi Mouawad von dem großen Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben von Menschen, die die Politik oder Religion zu Feinden macht. Das gilt es zu überwinden! Wie Leah in Vögel sagt: ‚Das Messer in der Wunde muss herausgezogen werden.‘ Wir müssen uns unserer eigenen Geschichte stellen, um zusammenkommen zu können.“ Und die Dramaturgin Viktorie Knotková ergänzt: „Jeder Mensch besteht aus vielen Teilen, die sich immer wieder verschieben. Die ungebrochene Identität ist eine gefährliche Illusion. Das können wir in Mouawads Drama ganz eindrücklich erleben.“
Alize Zandwijk wurde 1961 in Hellendoorn in den Niederlanden geboren. Mit 18 Jahren begann sie ihr Regiestudium an der Theaterakademie in Kampen, wirkte zunächst in kleinen Theatergruppen in der Off-Szene mit und errang in den späten 1980ern überregionale Aufmerksamkeit mit einer Reihe von Jugendtheater-Inszenierungen für die Toneelgroep Amsterdam. 1998 bildete sie mit Guy Cassiers die künstlerische Leitung des Rotterdamer Ro Theater, für deren gemeinsame Arbeit sie 2002 den Albert-van-Dalsum-Award erhielten. Zandwijks Inszenierungen am Ro Theater gastierten u. a. bei den Wiener Festwochen, dem Edinburgh Festival, den Theaterformen in Hannover, dem Holland Festival TF-1 sowie den Autorentheatertagen Hamburg. Im Mai 2006 wurde sie Künstlerische Direktorin des Ro Theater. Als Theaterdirektorin stärkte sie das Haus in der Stadt Rotterdam, suchte internationale Kooperationen, arbeitete mit jungen Regisseuren und an der Weiterentwicklung eines Ensembletheaters. Seit 2003 inszeniert sie regelmäßig in Deutschland, u. a. am Thalia Theater und am Deutschen Theater Berlin. Am Theater Bremen gab sie in der Spielzeit 2012/13 ihr Debüt mit Dea Lohers „Das Leben auf der Praça Roosevelt“, es folgten Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ und die Tanzstücke „Golden Heart“ und „Amour“. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie Leitende Regisseurin im Schauspiel. Mit ihrer letzten Arbeit am Theater Bremen, dem „Schimmelreiter“, war sie für das Berliner Theatertreffen vorgeschlagen.
Regie: Alize Zandwijk
Bühne: Thomas Rupert
Kostüme: Sophie Klenk-Wulff
Musik: Maartje Teussink
Dramaturgie: Viktorie Knotková
Mit: Deniz Orta, Emil Borgeest, Guido Gallmann, Fania Sorel, Martin Baum, Verena Reichhardt, Yahya Gaier, Karin Enzler, Manuela Fischer