Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Unterwerfung“, Bremer Fassung nach dem Roman von Michel Houellebecq - Theater Bremen „Unterwerfung“, Bremer Fassung nach dem Roman von Michel Houellebecq -... „Unterwerfung“, Bremer...

„Unterwerfung“, Bremer Fassung nach dem Roman von Michel Houellebecq - Theater Bremen

Premiere am 9. Dezember 2016, 20 Uhr, Kleines Haus. -----

Michael Houellebecs Roman „Unterwerfung“, erschienen am Tag des Attentats auf „Charlie Hebdo“, zählt zu den vieldiskutiertesten Büchern der jüngeren Vergangenheit und findet sich nicht nur deshalb verstärkt auf den Spielplänen der europäischen Theater wieder.

 

Frankreich 2022: der erste muslimische Präsident wird gewählt. Schulen und Hochschulen werden islamisiert, die Frauen verschwinden wortlos aus der Öffentlichkeit und die Polygamie wird eingeführt. Wie ein depressives Kind sucht der Literaturwissenschaftler François nach Orientierung und kommt zu der Erkenntnis, dass ihm gerade die Konversion zum Islam die sicherheitsgebende Struktur geben könnte, nach der er sich insgeheim sehnt – die „Großartigkeit der kosmischen Ordnung“.

 

In Bremen widmet sich die junge Regisseurin Leonie Böhm dem Thema – und geht dabei der Frage nach, ob unsere „Zukunft“ nicht schon längst von Menschen wie der Hauptfigur Francois imaginiert würden, die sich weder mit ihren Mitmenschen noch ihrer Umwelt verbinden könnten. Nachdem „Unterwerfung“ an anderen Häusern mehrfach als Ein-Personen-Stück aufgeführt wurde, agieren in Bremen mehrere Darsteller, darunter die Ensemblemitglieder Annemaikke Bakker und Justus Ritter sowie Musiker Johannes Rieder.

 

Dramaturgin Marianne Seidler: „Der Roman wurde von einigen Rezipierenden interessanterweise nicht als Satire verstanden, sondern als zukunftsdeutende, realitätsnahe Vision. Vielleicht ein Grund mehr, die ganz eigene Lesart der Regisseurin und ihrem jungen, zum großen Teil weiblichen Team Raum und Stimme zu geben, und sie danach fragen zu lassen: Wovor habt ihr wirklich Angst?“ Die Inszenierung sei performativ, sehr musikalisch und stelle die intime Begegnung der Spielerinnen und Spieler untereinander und mit dem Publikum ins Zentrum. Seidler weiter: „So ergibt sich ein sehr freier Ansatz.“

 

Leonie Böhm studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel bei Urs Lüthi, es folgte das Regiestudium an der HfMT in Hamburg. Die im Rahmen des Studiums entstandenen Regiearbeiten „Bittere Tränen“ 2014 und „Kasimir und Karoline“ 2015 wurden zu zahlreichen Gastspielen eingeladen, unter anderem zum Nachtasyl/Thalia Theater Hamburg, OUTNOW! Festival/Theater Bremen und der Young Artists Week Salzburg. Zu Beginn der Spielzeit 2016/17 inszenierte sie „Nathan die Weise“ am Thalia Theater Hamburg. Mit „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq stellt sie sich erstmals am Theater Bremen vor.

 

Regie: Leonie Böhm

Bühne: Zahava Rodrigo

Kostüme: Magdalena Schön / Helen Stein

Musik: Johannes Rieder

Dramaturgie: Marianne Seidler

 

Mit:

Annemaikke Bakker, Vincent Basse, Johannes Rieder, Justus Ritter, Jana Julia Roth

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑