Ausgehend von diesen Fragen haben die Städtischen Bühnen Münster beim polnischen Autor Tomasz Man ein Stück in Auftrag gegeben. Der Beitritt Polens in die Europäische Union hat Mans Blick für diese Fragestellungen in den letzten Jahren geschärft. Er ist ein aufmerksamer Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklungen. Tomasz Man interessiert, wie er in einem Artikel über polnische Dramatik in „Theater heute“ (Juli 05) zitiert wird, die Trias aus Kapitalismus, Krise und Geschwindigkeit, die in seinen Augen moralische Fragestellungen ergibt. Für Man ist die EU in erster Linie eine Wirtschaftsgemeinschaft, deren ökonomische Faktoren immer stärker die privaten Lebenssphären beeinflussen.
Den Titel des Stücks will Tomasz Man durchaus als provozierenden Imperativ verstanden wissen. Er soll herausfordern, den Zustand einer ökonomisierten Gesellschaft zu hinterfragen oder sich sogar von ihm zu befreien („crash“).
In zehn Szenen, die an einen Reigen erinnern, erzählt Man von elf Figuren, deren Schicksale über Geschäfts- und Liebesbeziehungen, Verwandtschaftsverhältnisse sowie Freundschaften miteinander verknüpft sind. Dass sich für Man aus der Krise moralische Fragestellungen ergeben, wird deutlich, da er das Geschehen der Handlung immer in Reibung zu Grundwerten menschlichen Gemeinsinns und Zusammenlebens bringt, wie sie sich in den Zehn Geboten finden. Die Figuren führen jede eine Art von Doppelleben, das sich aus ihren Lebensumständen, die von Korruption, Egozentrik, Neid und Eifersucht geprägt sind, zu ergeben scheint. Sie sind mal Opfer, mal Täter; sie sind mal öffentliche, mal private Personen; sie sind mal emotional, mal rational. Diese Gegensätzlichkeiten setzen die Figuren unter Druck, zehren an ihnen und müssen von ihnen ausgehalten werden. Die Figuren haben ihren Bezug zu metaphysischen oder moralischen Instanzen verloren. Die Fähigkeit zu einer tiefer gehenden Kommunikation ist ihnen verwehrt und droht in einer Sprache zu versinken, die fast nur noch aus Oberfläche zu bestehen scheint. In ihren beschleunigten Lebensabläufen, fehlt den Menschen die Zeit, sich wirklich Aufmerksamkeit füreinander zu schenken. Und trotzdem hängen sie natürlich an ihren Liebesbeziehungen und sexuellen Obsessionen. Nur Vittorio fällt aus diesem Schema von getriebenen Figuren, die Täter und Opfer sind, und verkörpert am Ende einen Schimmer von Hoffnung – er ist ein ruhiger, milder Mann.
Regie: Andre Sebastian
Bühne und Kostüme: Susanne Kudielka
Musik: Kai Niggemann
Dramaturgie: Ralph Blase
Mitwirkende:
Carola von Seckendorff (Irma, Monika), Carolin M. Wirth (Ewa, Helena, Anna); Francisco Medina (Asedin, Clemens), Benjamin Kradolfer (Peter, John), Wendelin Starcke-Brauer (Hugo, Vittorio)
KostProbe:
Donnerstag, 22. März, 19.00 Uhr
Theaterfrühschoppen:
Sonntag, 25. März, 11.00 Uhr
Weitere Vorstellungen im März:
Freitag, 30. März, 19.30 Uhr
Samstag, 31. März, 19.30 Uhr