Grundlage ist hier ein großstädtisch verortetes Libretto, das die heutigen Orte des „deutschen Waldes“ dramatisch vor Augen führt, indem die Figuren mehr sehen und erleben, als der Schein sichtbar macht. Dass der Musik von Weber (mit der transzendenten Kraft der legendären Wolfsschlucht beispielsweise) eine hiesiger Zeit entspringende Tonkunst eher kontrapunktisch entgegentritt, hören wir in der Komposition von Jan Müller-Wieland.
Linn, ein Mädchen aus Mitte, auf dem Weg in die Oper. Max, ein junger Mann aus Neukölln, der darauf wartet, dass irgendetwas anfängt. Drei Minuten Wartezeit, bis die U-Bahn kommt.
Drei Minuten sind genug, um sich zu verlieben. Zumindest für Max. Er ist keiner, der lange nachdenkt. Das, was er sieht, prägt sich ihm ein. Eine Geste, ein Blick, ein Wort. Er hat die Gabe, Menschen zu durchschauen, hinter ihren Augen in die Tiefe zu sehen. Das, was er bei Linn sieht, zieht ihn an. Er wird sie wieder sehen. Und sie nicht mehr hergeben. Die Mutter hat Max verloren, aber auf seine Freundin wird er aufpassen.
Max beginnt eine Polizeiausbildung. Die Kollegen erkennen sein kriminalistisches Gespür, bald schon könnte er Karriere machen. Wenn er es schafft, sich von seiner Vergangenheit, von alten Freunden, vor allem aber von seinem Freund Tom zu lösen. Immer mehr distanziert sich Max von seinem früheren Leben, misstraut jedem, am meisten sich selbst. Er hat Angst, in seinem neuen Leben zu versagen, und klammert sich daran fest – bis er erfährt, dass das, woran er festhält, falsch ist und dass er das, was er schützt, bekämpfen muss.
Jan Müller-Wieland (Fanny & Schraube) und Luise Rist haben in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit Carl Maria von Webers Freischütz in die Schluchten der Großstadt verlegt.
Inszenierung: Gustav Rueb
Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg / Lam Tran Dinh
Ausstattung: Emily Laumanns
Sound-Design: Heiko Schnurpel
Dramaturgie: Bernhard Glocksin
Mit: Nora Leschkowitz, Thorsten Loeb, Victor Petitjean, Friedhelm Ptok, Ulrike Schwab, Ilja Martin Schwärsky
Spieltermine: 20., 22./23., 27.-30. Januar sowie 3.-6.,9., 11., 13., 16.,18., 20., 24.-27. Februar 2011, 20 Uhr
Karten: 9,- bis 24,-; Vorbestellung unter 030 / 68 89 07 77, tickets@neukoellneroper.de