Bei einer Chorprobe werden mehrere Mitglieder von einem jungen Mann getötet, der seine Tat als einen Protest gegen den Multikulturalismus erklärt. Claires Wunsch, diesen Akt des Terrors zu verstehen, wird zur Besessenheit, denn einzig im Verstehen scheint die Möglichkeit des Vergebens und damit der Heilung zu liegen: In jedem Verbrechen steckt die Chance auf Erlösung, so Claires Credo. Angesichts der Schrecklichkeit der Geschehnisse stößt Claire jedoch mit ihrer Fähigkeit, Empathie zu empfinden und zu vergeben, immer wieder an Grenzen. Sie sieht sich mit der Frage konfrontiert, wie man zu jenem Leben, wie es vor den Ereignissen war, zurückkehren kann, wenn sich das Böse dem Verstehen entzieht, wenn es Teil von uns ist, wenn unsere Idee von Gemeinschaft, vom glücklichen Land des Miteinanders, Gewalt provoziert und produziert.
Bis heute machen sich Nationalismus und Chauvinismus in Europa breit, der Rechtspopulismus findet starken Zuspruch und nationalistische Terroranschläge erschüttern immer wieder unsere Gesellschaft – man denke an den NSU-Prozess in Deutschland oder an die Anschläge, die der norwegische Rechtsextremist Anders Breivik 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya verübte. Für den schottischen Autor David Greig und den englischen Regisseur Ramin Gray war dieser konkrete Vorfall in Norwegen Ausgangspunkt für das Stück Die Ereignisse.
The Events, so der Originaltitel des Stücks, wurde im August 2013 im Rahmen des Edinburgh Festival Fringe in der Regie von Ramin Gray in britischer Besetzung uraufgeführt und erhielt den Scotsman Fringe First Award, mit dem die vier herausragendsten neuen Stücke des Festivals ausgezeichnet werden. Im März 2014 inszeniert Gray das Stück schließlich am Brageteatret in Drammen, Norwegen – wie bei den vorhergegangen Stationen auch mit von dort stammenden SchauspielerInnen und lokalen Chören.
David Greig
geboren 1969 in Edinburgh. 1996/97 Hausautor der Royal Shakespeare Company. Stücke: u. a. A
Stalinland (UA 1992, Edinburgh Festival, ausgezeichnet mit dem Scotsman Fringe First Award), The
Architect (UA 1996, Traverse Theatre; 2006 verfilmt von Matt Tauber), Die letzte Botschaft des
Kosmonauten … (UA 1999, Lyric Theatre, London; ausgezeichnet mit dem John Whiting Award), Outlying
Islands (UA 2002, Traverse Theatre; ausgezeichnet mit den Scotsman Fringe First, Herald Angel, Best New Play, Scottish Critics Awards), San Diego (UA 2003, Tron Theatre, Edinburgh International Festival;
ausgezeichnet mit den Best New Play, Tron Theatre Awards), Gobbo, (2006, National Theatre of Scotland, ausgezeichnet mit dem Best Show For Children and Young People 2007 CATS Awards) und Dunsinane (2010). Seine Stücke wurden mehrfach übersetzt und an zahlreichen Theatern in Europa, den USA und Kanada, Brasilien, Australien und Japan aufgeführt. Neben Theaterstücken schreibt er zahlreiche Hörspiele und Drehbücher. Er lebt und arbeitet in Fife, Schottland.
Ramin Gray
geboren 1963 in London. Inszenierte u. a. am Théâtre de l’Odéon in Paris, am Liverpool Playhouse sowie bei der Royal Shakespeare Company. Bis 2009 Associate Director am Royal Court Theatre London, derzeit künstlerischer Leiter von ATC (Actors Touring Company) in London. Inszenierungen: u.a. Motortown von Simon Stephens (UA 2006, Royal Court Theatre, eingeladen zu den Wiener Festwochen), Am Strand der weiten Welt von Simon Stephens (ÖE, 2007, Volkstheater Wien, ausgezeichnet mit dem Karl-Skraup-Preis), Harper Regan von Simon Stephens (DSE 2008, Salzburger Festspiele in Kooperation mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg), Illusionen von Iwan Wyrypajew (2012, ATC) und Crave (Gier) von Sarah Kane (2012, ATC). Opern: Death in Venice von Benjamin Britten (2009, Staatsoper Hamburg/Theater an der Wien), Bliss von Brett Dean (2010, Staatsoper Hamburg) sowie The Importance of Being Earnest von Gerald Barry (2013, Royal Opera House London). Am Schauspielhaus Wien inszenierte er in der Spielzeit 2010/11 die Österreichische Erstaufführung des Stücks Waisen von Dennis Kelly.
Aus dem Englischen von Brigitte Auer
Regie: Ramin Gray
Musikalische Leitung Stephen Delaney
Bühne/Kostüme Chloe Lamford
Musik John Browne
Franziska Hackl
Florian von Manteuffel