Er führt zurück in das Europa des vergangenen Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Bilder, Räume, Welten: Das neue Stück ist ein Trip zwischen Zeiten, Träumen und Visionen.
Handke erinnert sich an die Geschichte seiner slowenischen Vorfahren: Seine Familie gehörte einem Volk an, das um seine Sprache und Identität kämpfen musste. Er ist der Nachgeborene. Angeregt durch nachgelassene Briefe, private Notate, mündliche Überlieferungen und eigene Erinnerungsbilder folgt er seiner Gedächtnisspur: „Nicht ich lasse euch nicht in Ruhe. Es lässt mich nicht in Ruhe, nicht ruhen. Ihr lasst mich nicht in Ruhe.“
In der Geschichte einer versprengten Familie spiegelt Handke die kollektive Historie eines zerrissenen Volkes wider. Eine slowenische Kleinhäuslerfamilie in Kärnten findet in der NS-Zeit, vom Sprachverbot und von der Aussiedlungspolitik bedroht, zum Widerstand. Nach dem Ende des Krieges jedoch, nach kurzen Wochen der erkämpften und erlebten Freiheit, wird sie wieder verdrängt und ausgeschlossen. Der Erzähler führt zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Partisanenkampfes, der die slowenische Familie trennt und die Brüder seiner Mutter das Leben kostet. Das Ich, der Autor als alter Mann, trifft auf unterschiedliche Generationen: seine Großeltern, Tanten und Onkel, aus deren Erlebnissen sich die individuelle Familiengeschichte zusammensetzt, die aber auch für die kollektiven Erfahrungen, Werte, Mentalitäten und Vorurteile verschiedener Epochen stehen.
Der Erzähler nimmt so an seiner eigenen Familiengeschichte Teil, die ihn heimholt, an den Ort seiner Kindheit. Begegnet er seiner eigenen Biografie zu Beginn aus der Distanz, ist er ihr am Ende nicht mehr
fremd.
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen in Kooperation mit dem Burgtheater Wien
Premiere bei den Salzburger Festspielen am 12. August 2011
Regie Dimiter Gotscheff
Bühne Katrin Brack
Kostüme Ellen Hofmann
Musik Sandy Lopicic
Dramaturgie Beate Heine
Mitarbeit Fassung Ivan Panteleev
Bibiana Beglau (Ursula, „Snežena”), Jens Harzer (Ich), Matthias Leja (Großvater), Hans Löw
(Valentin), Heiko Raulin (Benjamin), Gabriela Maria Schmeide (Großmutter), Oda Thormeyer (Mutter),
Tilo Werner (Gergor, „Jonathan“) sowie die Musiker Matthias Loibner und Sandy Loicic