Die Eltern wollten bald zurückkehren. Aus drei Jahren wurden zehn, aus zehn Jahren eine Ewigkeit. Deutschland wurde zur Heimat, die Kinder blieben Fremde. Allein 750.000 Kofferkinder von türkischen ArbeitsmigrantInnen leben nach Schätzungen in Deutschland und der Türkei. Die Sprösslinge der deutsch-italienischen, deutsch-griechischen oder deutsch-spanischen Arbeitsmigration können von gleichen Erfahrungen berichten. Eine Geschichte, die sich noch heute überall dort wiederholt, wo Eltern aufbrechen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Mit unvermeidbaren Kollateralschäden.
Hakan Savaş Mican blickt in seiner szenischen Installation nicht nur auf die eigene Geschichte. Interviews mit Kofferkindern und deren Eltern von Deutschland aus über den Balkan bis in die Türkei, Briefe, Fotos, Super-8-Aufnahmen, Texte und Musik bilden die Stationen einer nie endenden Suche nach Zuhause. Micans HeldInnen scheint die Reiseroute abhanden gekommen zu sein, dennoch greifen ihre Geschichten nahtlos ineinander, verwischen die Grenzen zwischen den geografischen Räumen und zwischen den Zeiten: Schwebezustand als das Lebensgefühl einer Generation.
Regie:
Hakan Savaş Mican
Ausstattung:
Sylvia Rieger
Video:
Benjamin Krieg,
Hakan Savaş Mican
Musik:
Enik
Dramaturgie:
Tunçay Kulaoğlu
Mit:
Eva Bay
Dejan Bućin
mit engl. ÜT
4.&5.9., 20 Uhr, 7.9., 19 Uhr, 8.&9.9., 20 Uhr