Unbemerkt in einer Welt, die jedem noch so kümmerlichen Talent Gehör verschafft? Regisseur Clemens Sienknecht und einige treue Weggefährten
Schlaffhorsts begeben sich in der Box des Schiffbaus auf eine musikalisch-archäologische Reise und suchen nach denAntworten auf diese Fragen.
Die Nachricht vom Tod des unsterblichen Werner Schlaffhorst kam für viele überraschend, denn allein die Tatsache, dass er überhaupt lebte, war vielfach unbekannt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass er sich hie und da im Getümmel seiner zahlreichen Talente verzettelte, von denen nicht wenige schon aufgrund ihrer Seltenheit eine Rarität waren.
Als Erfinder des Schlaffophons und des Schlaffomaten brachte er es zu einigem Ansehen in Expertenkreisen. Werner Schlaffhorst erntete Widerspruch,
wo er säte. Den Anarchisten missfiel sein Glaube an die Notwendigkeit eines Gesetzes, den Konservativen sein unbekümmertes Zerschlagen aller Werte und den Modernisten sein Festhalten an den Traditionen des Abendlandes. Die Kapitalisten stiessen sich an seinem unbedingten Sozialismus und die Sozialisten an seinem Wunsch, möglichst schnell reich zu werden. Ewig aneckend durchmass er gleich einem Kometen weite Räume. Er lebte, bastelte und erlosch.
Sein Tod war nicht nur ein schwerer Verlust für die Welt, sondern auch
ein tragischer Umstand in seiner Biografie, die nun einer breiten Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden soll. Die Gedenkveranstaltung „Werner Schlaffhorst – Ein Leben zu wahr, um schön zu sein“ möchte die Chance ergreifen, einen neuen, offenen Blick auf das Werk und Schaffen dieses Mannes zu wagen, auch wenn die Quellenlage zuweilen unsicher und phantastisch erscheint. Wer Schlaffhorst verfolgt, begibt sich auf eine Reise in die Untiefen der Zettelkästen und phonographischen Privatarchive eines verkannten Universalgenies.
Der Leiter dieser Gedenkveranstaltung, der 1964 in Hamburg geborene Clemens Sienknecht, kann auf ein abgebrochenes Lehramtstudium in Sport
und Musik verweisen. Diverse Versuche, mit Bands im norddeutschen Raum
reich und berühmt zu werden, machten ihn mitnichten bekannt. Nachdem er bei der Gala-Kapelle von Vicky Leandros entlassen wurde, folgten Engagements als Klavierspieler an Theatern von Kiel bis Zürich und seit 1993 eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Christoph Marthaler, in dessen Inszenierungen er häufig auf der Bühne zu sehen ist, etwa bei „Lina Böglis Reise“, „Platzmangel“ oder zuletzt bei „Riesenbutzbach“.
In Basel, Köln und Hannover realisierte Sienknecht eigene Abende mit Titeln wie „Früher wird alles besser“, „Radio Ro“ und „Der letzte Laden“. Zum Jubiläum des Zürcher Theaterspektakels 2009 zeigte er gemeinsam mit Jürg Kienberger den musikalischen Abend „Alleinunterhalter (Mehrzahl)“.
Regie und musikalische Leitung Clemens Sienknecht
Bühne Duri Bischoff
Kostüme Sarah Schittek
Licht Sascha Haenschke
Dramaturgie Roland Koberg
Mit:
Jan Bluthardt
Klaus Brömmelmeier
Siggi Schwientek
Clemens Sienknecht
Friederike Wagner
Weitere Vorstellungen in der Box des Schiffbaus:
10./ 11./ 16./ 17./ 23./ 25./ 26./ 27. November, jeweils 20 Uhr
21. November, 20.30 Uhr
22. November, 19 Uhr
Weitere Vorstellungen im Dezember und Januar sind in Planung