Beim Meisterkonzert 3.0 überzeugten die Teilnehmer zunächst bei der Air aus der D-Dur-Suite von Johann Sebastian Bach. Die Liedmelodie kosteten über einem ruhig schreitenden Bass die Violinen allein aus. Beim Forellenquintett von Franz Schubert überzeugte der vierte und fünfte Satz aufgrund einer geradezu erfrischenden Musizierlust. Die Melodie des bekannten Schubert-Liedes von der Forelle erschien in abwechslungsreichen Cantus-firmus-Variationen, die reizvolle klangliche Färbungen besaßen. Streichertriolen und Kontrabass-Pizzicato ergänzten sich von selbst. Der Pianist Peter Wittenberg glänzte mit perlenden Oktav-Figurationen. Tänzerisch-beschwingt kam dann der fünfte Satz daher, dessen Atemlosigkeit die Zuhörer sofort mitriss.
Die Interpreten vermieden aber den Anschein von Wiener Kaffeehaus-Musik. Ganz ausgezeichnet spielten die begabten jungen Musiker auch den ersten Satz aus "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart. Die knappen Formen entfalteten dabei eine reine klangliche Schönheit. Interessant ist übrigens, dass Mozart dieses Werk während der Arbeit am "Don Giovanni" komponierte. Zuletzt begeisterten noch Werke von Peter Tschaikowsky das Publikum, die mit großer Leidenschaft interpretiert wurden. Zunächst spielte das Ensemble ohne störendes Salonparfüm den bekannten "Walzer" aus der Serenade für Streicher. Dann erklangen der 3. und 4. Satz aus "Souvenir de Florence", wo Kirill Troussov (Violine) als virtuoser Solist brillierte. Die eigenartige Mischung von zartestem Empfinden und jähem Temperament wurde hier sehr gut herausgearbeitet.
Beim Meisterkonzert 4.0, das wiederum im traditionsreichen Weinbrennersaal stattfand, überzeugten die jungen Streichersolisten aufgrund der geschickten Aufteilung der drei Continuo-Gruppen von Violinen, Bratschen und Celli im ersten Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 von Johann Sebastian Bach. Aus dem wechselnden Gegeneinander dieser Kombinationen entstand eine reiche Klangfülle, deren Intensität ständig zunahm. Eine festliche Spannung beherrschte diesen ersten Allegro-Satz. Man spürte in jeder Faser, wie fantasievoll Bach das schön gestraffte Kopfthema verarbeitet hat, weil es so federnd klang. Dann folgte das berühmte "Adagio" von Samuel Barber, dessen sphärenhaften Klangteppich die jungen Musiker ausgesprochen klangschön zum Ausdruck brachten. Barber schien hier stark von der Romantik beeinflusst zu sein. Aus den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi musizierten sie den "Frühling", wo wiederum Kirill Troussov als Solist mit graziösem Bogenstrich und leuchtenden Kantilenen brillierte. Reizvolle Al-fresco-Figurationen wurden dabei von festlicher Klangpracht ergänzt. Aus dem Quintett für Streicher in E-Dur erklang noch das beschwingt und leicht interpretierte Menuett von Luigi Boccherini.
Auch in diesem Jahr gab es wieder erstaunlich viele Preisträger. Den Preis des Oberürgermeisters der Stadt Baden-Baden in Höhe von 500 Euro erhielt der Kontrabassist Harald Edin aus Schweden. Den Pirastro-Award bekamen Maria Zontova und Sara Isabelle Ispas (Violine), Joao Victor Fransozo (Viola), Alexander Simic (Cello) und Jenö Puporka (Kontrabass). Es handelt sich dabei um 19 Saitensätze von Pirastro im Wert von 3000 Euro. Den Gewa-Award erhielten Julia Angelov (Violine) und Alina Morger (Cello). Einen Förderpreis von The Violin Channel bekam Elias David Moncado (Violine), Leonhard Baumgartner (Viola) und Keila Wakao. Ein Geldpreis in Höhe von 750 Euro als Kirill Troussov Next Generation Award ging an Yuki Serino. Den Brahms-Preis in Höhe von 1000 Euro erhielt Felicitas Schiffner (Violine). Den Ruth-Flesch-Gedächtnispreis in Höhe von 750 Euro aus dem Nachlass von Carl F. Flesch (London) erhielt Conrad Jacobshagen. Den Werner-Stiefel-Preis in Höhe von 2000 Euro verbunden mit einem Engagement bei der Philharmonie Baden-Baden bekam Elias David Moncado. Und der Carl-Flesch-Preis in Höhe von 3000 Euro ging an Leonhard Baumgartner, der ebenfalls ein Engagement bei der Philharmonie Baden-Baden erhält (Lions-Preisträgerkonzert). Hinzu kam noch der Henle Award in Höhe von 250 Euro für Dylan Russell sowie der Ginette Neveu Award für Bohee Moon.
Begeisterter Schlussapplaus im traditionsreichen Weinbrennersaal, wo Giovanni Bottesini oder Enrico Caruso einst auftraten.