15. Oktober bis 22. November 2008
2009 wird die Bundesrepublik Deutschland sechzig Jahre alt. In Bonn erblickte das Geburtstagskind das Licht der Welt – ein guter Grund, um sich in einem Theaterprojekt mit den vergangenen 60 Jahren deutscher Geschichte – und noch ein bisschen mehr – auseinander zu setzen. Die Premiere von Wolfgangs Koeppens DAS TREIBHAUS am 15. Oktober bildet den Auftakt der Reihe 60 JAHRE IN 6 WOCHEN, die dann zwischen dem 18. Oktober und dem 22. November jeden Samstagabend einen anderen Fokus auf Augenfälliges aus dem Leben der Jubilarin legt.
PREMIERE DAS TREIBHAUS Nach dem Roman von Wolfgang Koeppen
Im Treibhaus: Es sind die fünfziger Jahre und ein Land versucht sich an einer neuen Identität. Ein Land, das einen Weltkrieg verursacht und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen hat. Ein geteiltes Land. Das Land heißt Bundesrepublik Deutschland und das Treibhaus ist Bonn, eine kleine Stadt in Deutschland. Von hier aus muss sich die Nation neu definieren. Wie auch ihre Politiker. Einer von ihnen ist der Abgeordnete Keetenheuve, der mit einer doppelten Schuld lebt. Dass er früh geflohen ist, die Zeit des Schreckens vergleichsweise sicher im Ausland verbracht hat; und dass er die junge Elke, seine verstörte Frau, allein ließ, um sich der Politik der Wiederaufbauzeit zu widmen. Elke ist tot, gestorben an zu viel Alkohol, Drogen, Einsamkeit. Und die Politik und ihre Moral? Keetenheuve, der überzeugte Pazifist, kämpft gegen die Wiederbewaffnung. Er scheitert und findet sich auf der Kennedybrücke wieder.
Inszenierung_Frank Heuel
Bühne und Kostüme Annika Ley
Musik Matthias Höhn
Mit Bettina Marugg, Maria Munkert, Tanja von Oertzen; Matthias Höhn, Stefan Preiss, Harald Redmer
Premiere: Mittwoch, 15. Oktober 2008, 20 Uhr, Werkstatt
Weitere Vorstellungen: 19., 21. und 28. Oktober, 23. November 2008, Werkstatt
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„wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!” Experten zu Gast: Die Aufbrüche von 1968 Die erste Expertenrunde – anlässlich der Bonner UN-Konferenz im Mai – war ein voller Erfolg. Nun geht das ungewöhnliche Theaterformat in die zweite Runde: Zuschauer befragen in kleiner Runde Experten, ein Gespräch entsteht und niemand weiß, wohin es führt. Wie kaum ein anderes Ereignis haben die Protestbewegungen der 1960er Jahre und die Nachbeben der 1968er-Revolte das Selbstverständnis der Bundesrepublik geprägt, ihr öffentliches und privates Leben über Jahrzehnte verändert. Zeitgenossen und Beobachter sind eingeladen, Bericht zu erstatten und Gesprächspartner zu sein: Experten aus Friedens- und Studentenbewegung, aus Politik und Kultur, Experten der Kinderladen- und Frauenbewegung und viele andere.
Am Samstag, 18. Oktober 2008, 20 und 22 Uhr
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westwärts 1 & 2 von Rolf Dieter Brinkmann
“Ich hätte gern viele Gedichte so einfach geschrieben wie Songs. Leider kann ich nicht Gitarre spielen, ich kann nur Schreibmaschine schreiben. Vielleicht ist es mir aber manchmal gelungen, die Gedichte einfach genug zu machen, wie Songs, wie eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus.“ Rolf Dieter Brinkmann (1940-75) leitet in der zweiten Hälfte der 1960er Jahren die westdeutsche Rezeption der amerikanischen Pop- und Undergroundliteratur ein. Brinkmanns Leben und Werk sind geprägt vom Versuch, Genregrenzen zu überwinden, die Grenzen des Beschreibbaren neu abzustecken. Nach seinem Rückzug aus dem öffentlichen Literaturbetrieb verfasst er die als Materialband angelegte Sammlung von Gedichten und Fotografien WESTWÄRTS 1 & 2, die als sein lyrisches Hauptwerk gilt. Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier. Szenische Einrichtung Jens Kerbel Mit Justine Hauer; Severin von Hoensbroech, Andreas Meidinger
Am Samstag, 25. Oktober 2008, 20 Uhr
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DIE KUGELN VOM 17. UND 18. OKTOBER 1977
Hanns-Martin Schleyer und Peter-Jürgen Boock. Fakten und Fiktionen Der
Herbst des Jahres 1977 dauert 44 Tage. In diese sechseinhalb Wochen fallen Entführung und Ermordung Hanns-Martin Schleyers durch Terroristen der RAF, Entführung und Stürmung der „Landshut“ in Mogadischu, die Tode von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der JVA in Stammheim. Der Apostrophierungen sind viele:„bleierne Zeit“, „Deutscher Herbst“, „Offensive 77“, „schwerste Prüfung für die BRD“. In dokumentarischer Fiktion hat sich der ehemalige RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock den Ereignissen genähert.
Szenische Einrichtung_Frank Heuel
Ausstattung Annika Ley Mit Schauspielerinnen und Schauspielern von fringe ensemble und Theater Bonn Am Samstag, 1. November 2008, 20 Uhr, Werkstatt
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SPITZEL, SPIONE UND DIE MAUER
Ein Spionage-Abend zwischen Ost und West
Spione handeln im Interesse der Allgemeinheit und des Staates, sie verschreiben sich dem Frieden, wirtschaftlichen Interessen oder der militärischen Sicherheit – und was es dergleichen Schützenswertes mehr zwischen Ost und West gegeben hat. Und doch verwandelt sich überall da, wo Spione Vertrauen zugunsten dieser Interessen missbrauchen, ihre Existenz unfreiwillig in die einer zerrissenen Persönlichkeit. An der Stelle, wo sich ost- und westdeutsche Interessen mit den privaten Belangen ihrer Spione kreuzen, setzt dieser Abend ein.
Szenische Einrichtung_Severin Hoensbroech
Ausstattung Annika Ley
Mit Schauspielerinnen und Schauspielern von fringe ensemble und Theater Bonn Am Samstag, 8. November 2008, 20 Uhr, Werkstatt
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DER STEIN von Marius von Mayenburg
Szenische Lesung in Kooperation mit dem Rheinischen Landesmuseum
DER STEIN erzählt die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner in Dresden von 1934 bis in die 1990er Jahre. Mit den politischen Systemen wechseln die Hausbewohner; ein Faden zieht sich hingegen durch die Jahrzehnte, der vielfältige Anspruch der Besitzer, mit der Unüberlebbarkeit der Vergangenheit verknüpft, der das Schicksal aller Bewohner mit der ersten schuldhaften und verdrängten Enteignung verbindet. Von Mayenburgs jüngstes Stück berührt in rasanten Zeitsprüngen einen exemplarischen Konflikt deutscher Geschichte.
Mit Schauspielerinnen und Schauspielern von fringe ensemble und Theater Bonn
Am Samstag, 15. November 2008, 20 Uhr, Rheinisches Landesmuseum
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DER TURM
Geschichte aus einem versunkenen Land
Uwe Tellkamp liest aus seinem jüngsten Roman DER TURM porträtiert die letzten Jahre vor dem Mauerfall im Dresdner Villenviertel: hin- und hergerissen zwischen Aufbegehren und Anpassung, versucht die Familie Hoffmann, sich in eine bildungsbürgerliche Nische aus Kunst und intellektuellem Austausch zu flüchten und kann sich den drängenden Fragen der Zeit doch nicht entziehen: Soll man weiter dem Untergang zusehen oder ist es an der Zeit auszureisen? Uwe Tellkamp, 1968 in Dresden geboren, wurde 2004 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und im September 2008 für DER TURM mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet.
Am Samstag, 22. November 2008, 20 Uhr, Werkstatt