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AUSSCHREIBUNG: MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG!AUSSCHREIBUNG: MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG!AUSSCHREIBUNG: MORGEN...

AUSSCHREIBUNG: MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG!

Einreichfrist bis 10. Juni 2009.

Das TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße in Wien bietet professionellen TheatermacherInnen aus dem deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, im Rahmen des

Projektes Werktage in der Spielzeit 2009/2010 ihre Ideen, Konzepte oder Stücke zum Thema „Zukunftsperspektiven“ am TAG und mit seinem Ensemble zu verwirklichen.

I. Allgemeines zur Ausschreibung

Sie können im Rahmen der Ausschreibung „Morgen ist auch noch ein Tag!“ Projekte zum Thema "Zukunftsperspektiven" für maximal fünf Personen - zwei Schauspielerinnen und drei Schauspieler - einreichen. Ob Monolog oder Fünf-Personen-Stück, alles ist gleich willkommen. Geben Sie bitte Konzeptbeschreibungen von max. zwei A4-Seiten ab (Stücke

bzw. Vorlagen können in ganzer Länge hinzugefügt werden). Die Unterlagen sollten eine kurze Biografie mit Angabe von Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse beinhalten. Bitte schicken Sie nach Möglichkeit keine Originale. Aus der Einsendung entsteht kein Rechtsanspruch.

 

Die Einreichfrist endet mit Mittwoch, den 10. Juni 2009.

Einreichungen bitte per E-Mail an: werktage@dasTAG.at oder per Post an:

Das TAG

Kennwort „Werktage“

Gumpendorfer Straße 67/10

A-1060 Wien

Österreich

Die TeilnehmerInnen werden bis spätestens Mittwoch, den 15.Juli 2009 schriftlich verständigt, ob sie zu den zur Teilnahme an den Werktagen eingeladen werden.

 

II. Ablauf der Werktage

WERKTAGE PHASE 1 – Konzeptvorstellungen

von 14. bis 19. September 2009

Eine Vorauswahl an TheatermacherInnen werden zu Gesprächsterminen eingeladen, um das TAG und sein Team kennenzulernen und ihr eingereichtes Projekt persönlich vorzustellen. Am Ende dieser Woche werden max. sechs TheatermacherInnen eingeladen, an ihren Projekten in Phase 2 mit dem TAG-Ensemble zu arbeiten. Die Anreisekosten und der Aufenthalt müssen in Phase 1 von den TheatermacherInnen selbst bezahlt werden.

 

WERKTAGE PHASE 2 – Die Werktage

von 9. November bis 19. Dezember 2009

In diesem Zeitraum bekommt jede/r der sechs TheatermacherInnen die Möglichkeit, jeweils eine Woche mit dem TAG-Ensemble an seinem/ihrem Projekt zu arbeiten. Für diese Arbeit erhält jede/r TheatermacherIn ein Honorar von 500 Euro. Die Anreise und Aufenthaltskosten trägt das TAG.

Am Ende der Werktage werden max. vier Projekte für die Präsentation im Jänner (Phase 3) ausgewählt. Die zwei anderen Projekte werden in Phase 4 als Tagwerke komplett ausproduziert.

 

WERKTAGE PHASE 3 – Die Präsentation

Premiere: 9. Jänner 2010

Max. vier ausgewählte Projekte werden am TAG nach einer einwöchigen Probenphase (4. bis 8. Jänner) an einem Abend der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Abend wird in den Repertoire-Spielplan des TAG übernommen und im Laufe der Saison mehrmals gezeigt. Für diese einwöchige Probenarbeit erhält jeder der max. vier TheatermacherInnen ein Honorar von 500 Euro. Die Anreise und Aufenthaltskosten trägt das TAG.

 

WERKTAGE PHASE 4 – Die Tagwerke

Tagwerk 1

Proben: 18. Jänner bis 5. März 2010

Premiere: 6. März 2010

Tagwerk 2

Proben: 22. März bis 30. April 2010

Premiere: 1. Mai 2010

Zwei der sechs in den Werktagen erarbeiteten Projekte werden vom TAG voll ausproduziert, mit dem TAG-Ensemble unter Leitung der/des jeweiligen TheatermacherIn verwirklicht und als Tagwerke in den Repertoire-Spielplan übernommen. Das TAG stellt dabei die Infrastruktur seiner Mittelbühne mit Probenraum, Bühne, Technik, Aunsstattung, Dramaturgie, Presse- und Marketingarbeit und sein maximal fünf SchauspielerInnen

umfassendes Ensemble (3m, 2w) zur Verfügung. Ein Regiehonorar von 4.500 Euro pro TheatermacherIn wird ausbezahlt. Das TAG trägt die Kosten für Anreise und Aufenthalt.

 

III. Das Thema der Werktage

Morgen ist auch noch ein Tag. Zukunftsperspektiven.

Entweder:

Was bringt das Morgen? Wie wird die/unsere/Ihre Zukunft in x Jahren aussehen?

oder:

Was war, als das Heute noch Zukunft war? Welche Vorstellung hatte man in der Vergangenheit davon, was heute sein wird?

 

Frei nach dem Motto „Keine Sau interessiert sich für die WIRKLICHE Zukunft“ suchen wir in Zeiten der Krise nach Perspektiven, nach völlig neuen Bildern von Zukunft oder aber auch nach schrägen Interpretationen von Sience-Fiction-Klassikern und Dramatisierungen von längst überholten, vergangenen Zukunftsvisionen. Vielleicht ist die Zukunft aber gar nicht so verrückt: „Wir können uns die Zukunft immer nur als Apokalypse, Konsumhölle oder absurden Comic-Strip vorstellen. Wenn wir aber einmal dort sind, wird sie sich als ganz normaler Ort zum Lieben, Heiraten, Autofahren und Kinderkriegen erweisen.“ (Matthias Horx) Brechen Sie auf in gestrige und heutige Zukunftsperspektiven und lassen Sie uns daran teilhaben!

Uns ist alles recht!

Wir freuen uns über zahlreiche Bewerbungen!

Man sieht sich!

Vielleicht morgen!

 

IV. Eine inhaltliche Inspiration

Der Zukunftsforscher Matthias Horx unterscheidet vier Archetypen der Zukunft:

 

1. Die Mad Max Zukunft

In einer wüstenhaften Zukunft – die Klimakatastrophe hat längst stattgefunden – rasen halb irre gewordene Männer auf verschrotteten, aufgebohrten Motorrädern um die Wette und ballern sich gegenseitig nieder. Bizarre Sekten, die von burschikos-heldenhaften Frauen geführt werden, kämpfen mit Maschinengewehren um die letzten Ölvorräte in verrosteten

Fässern, um ihre halbverhungerten Kinder durchzubringen … Dieses Szenario basiert auf der klassischen linearen Annahme der FINALEN KNAPPHEIT DER RESSOURCEN, kombiniert mit jenem pessimistischen Anthropologismus, der besonders in der deutschen Zukunfts-Rezeption dominant ist: „Der Mensch” ist kraft seines Wesens grundsätzlich

unverantwortlich, gierig und dumm, er „beutet die Natur aus”. Früher oder später wird er sich wieder in jenes rohe, gewalttätige Affentier verwandeln, dass er ja „eigentlich immer war”.

 

2. Die McWorld Zukunft

An den Eingängen der großen Stadt tanzen die hyperoperierten Nutten. Gigantische Billboards blinken über den Köpfen einer frenetischen, vergnügungssüchtigen Masse, die nur Fressen, Spaß und Sex im Kopf hat. Alles ist käuflich, alles ist korrupt. Oben, in den Spitzen der Wolkenkratzer, über dem giftigen Nebel, in dem die marginalisierte Unterklasse vegetiert,

zählen die Bosse der Welt das Geld … Auch diese Zukunftsvision ist so alt wie die Menschheit selbst. Die Hure Babylons, die Breughelschen Visionen von Hölle und Völlerei, die Geißelung der Sünder, die Dekadenz – in allen menschlichen Kulturen spielt die Angst vor dem Exzess und die Furcht vor den

entfesselten Kräften der Ökonomie eine große Rolle. Das dahinter liegende Muster birgt eine implizite Straf-Phantasie, die auch im Nukleus vieler Religionen wirkt: Wer Spaß hat, wer Geld verdient, wer den Zwängen von Moral und Norm entkommt, verlässt den menschlichen Kultur-Konsens und fällt in die Verdammung.

 

3. Die Matrix/Big Brother Zukunft

Die große Maschine weiß alles, kontrolliert alles, bestimmt alles. Nicht nur das: Sie hat sich den Menschen einverleibt. Die Menschen leben als Simulation in einem maschinellen Uterus, ihr Leben besteht aus Träumen, Maschinenträumen, ihre Identität ist eine avatarische Illusion, eine intendierte Simulation, nur geschaffen, die kalten Maschinen zu füttern. Aber es naht ein Held, ein Rebell, ein Aufständischer, ein Erlöser. Auch dieser Erzählstrang lässt sich auf Archetypen der menschlichen Geschichte übersetzen. Er rekuriert auf die Traumzeit, auf die in der menschlichen Geschichte schon früh angestellte Vermutung eine zweiten, übergeordneten Instanz, eines Wesens, das uns in sich birgt, uns aber unterjocht, und das uns aber auch gleichzeitig die existentielle Mühsam des Seins abnimmt. Eine Geborgenheits-Phantasie, rekombiniert mit der Angst vor dem Identitätsverlust. Der Held steht für die Phantasie der Individuation, für den Gottesmord, aus dem Autonomie und damit letzten Endes die genuin menschliche Kultur entsteht.

 

4. Die Schöne Neue Welt Zukunft

Am Ufer des Flusses, umgeben von zahmen Löwen und wunderschönen Streichelgazellen, lagert eine Gruppe von wunderschönen Menschen. Sanfte Musik erklingt, sphärische Klänge. Männer mit starken Muskeln und kantigen Gesichtern, Frauen mit optimierten Körpern tauschen höfliche Worte aus, lesen philosophische Texte, essen exotische Früchte. Sie sehen alle gleich aus, bewegen sich gleich, sprechen gleich. Aber an einem Ende der Gruppe sieht man eine Abweichung, eine Veränderung, ein Gesicht, in dem sich Erkennen zeigt. Eine Abweichung, ein Ausbruch, ein Regelverstoß wird vorbereitet. Auch diese Phantasie (filmisch umgesetzt zum Beispiel in der „Zeitmaschine” oder in „Gattaca”) wurzelt tief in unserem anthropomorhen Erbe. Gezeigt wird eine inzestuöse Ur-Situation (oder ein Endstadium) der menschlichen Geschichte, in der die Mechanismen der Evolution außer Kraft gesetzt sind. Die Gesellschaft der Klone kann keinen Erfolg haben.

 

V. Das Werktage-Team

Margit Mezgolich – Künstlerische Leiterin TAG

1971 in Wien geboren, ist Regisseurin und Autorin. Ihre Stücke werden erfolgreich im Inund Ausland aufgeführt (Vereinigte Bühnen Graz, Horizont Theater Köln, Landestheater Linz, Stadttheater Luzern, Stadttheater Ingolstadt, Theater der Jugend Wien u.a.) und beim Kaiser Verlag Wien verlegt. Inszenierungen: Volkstheater Wien, Theater der Jugend Wien,

Theater Drachengasse Wien, Next Liberty Graz, Landestheater Linz u.a.

Schauspielausbildung an der Schauspielschule des Volkstheaters, Engagements: Landestheater Linz, Volkstheater Wien, Renaissancetheater Berlin, Stadttheater Klagenfurt u.a. 1997 Gründung des L.U.S.Theater gemeinsam mit Ferdinand Urbach. Seit 2005 ist Margit Mezgolich im Leitungsteam des TAG. Mit der Saison 2009/2010 übernimmt sie die

alleinige künstlerische Leitung.

 

Isabelle Uhl – Dramaturgie Werktage

Jahrgang 1968, Schauspielerin, Regisseurin, Dramaturgin. Studium der

Informationswissenschaft, Neuere Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Schauspielausbildung an der Schauspielschule Prof. Krauss in Wien. Engagements als Schauspielerin u.a. am Burgtheater, Volkstheater, dietheater, Staatstheater Saarbrücken, Kosmos Bregenz, Theater Bozen, Theater Innsbruck sowie im urtheater. Seit 2005 ist sie Mitglied des Leitungsteams des TAG.

 

Tina Clausen – Dramaturgie Werktage

1972 in München geboren. Studium der Germanistik und Musikwissenschaft in Köln und Wien. Regieassistentin, Dramaturgieassistentin und Dramaturgin u. a. für Produktionen des L.U.S.Theaters, am Burgtheater Wien, am TAG Wien sowie am Theater Drachengasse Wien. Arbeitete als Lektorin und Pressesprecherin des Picus Verlags Wien. Langjährige Redakteurin

des Festivalkatalogs Wien Modern.

 

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