Sie wurden ein Liebespaar, brannten zusammen durch, verbrachten die Nacht zusammen. Und verloren sich noch in derselben Nacht.
Fünfzehn Jahre später treffen sie sich wieder. Una will endlich klären, warum Ray sie in jener Nacht einfach verlassen hat. Die Geschichte einer Affäre, die zwei Menschen miteinander hatten, und soweit keine so gänzlich ungewöhnliche Erzählung. Aber es ist eine Liebe, die von Anfang an nicht hätte sein dürfen. Denn Ray war damals 32 Jahre alt, Una aber erst zwölf Jahre.
Damit wurde aus der Liebesgeschichte ein Fall von Missbrauch eines Kindes. Rechtlich eindeutig. Ray stand dafür vor Gericht und wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Vier Jahre saß er im Gefängnis, verurteilt als Kinderschänder, auf der untersten Stufe der Gefangenenhierarchie. Vier Jahre in der Hölle. Zwei Jahre auf Bewährung. Ray hat seine Strafe abgebüßt und ein neues Leben begonnen. Ray will die Vergangenheit vergangen sein lassen und verdrängt seine Gefühle. Aber auch Una ist durch die Hölle gegangen: Es war die Hölle des Kleinstadtklatsches und der üblen Nachrede. Una hat die Vergangenheit nicht verdrängt, sie ist nicht fertig damit und will nun endlich eine Antwort.
Der renommierte britische Dramatiker David Harrower, in Deutschland bekannt durch sein 1998 von der Fachzeitschrift "Theater heute" ausgezeichnetes Stück "Messer in Hennen", nahm sich für "Blackbird" einer wahren Geschichte als Vorlage an. Eine damals zwölfjährige Engländerin lernte 2002 im Internet einen Mann kennen, mit dem sie nach Frankreich reiste und in Paris und Straßburg mehrere Tage und Nächte verbrachte, bevor sie aufgegriffen wurden. Der Mann, der damals 32-jährige amerikanische Marinesoldat Toby Studebaker wurde anschließend zu fünf Jahren Haft verurteilt.
2005 wurde "Blackbird" beim Edinburgh International Festival uraufgeführt. Die Deutschsprachige Erstaufführung war ebenfalls 2005 an der Schaubühne in Berlin. Für das Theater Pforzheim inszeniert die Berliner Regisseurin Milena Paulovics "Blackbird". Dort hat sie in der vergangenen Spielzeit schon die Komödie "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza auf die Bühne gebracht. Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Jessica Salms verantwortlich.
Übersetzung von Angela Kingsford-Röhl
Inszenierung: Milena Paulovics | Bühne und Kostüme: Jessica Salms | Dramaturgie: Georgia Eilert
Mit: Meike Anna Stock (Una) und Jens Peter (Raymond); Ronja Härdtner/Emily Huber
Weitere Vorstellungen am Fr., 18., Sa., 19., Fr., 25., Sa., 26. Juni; Sa., 3. Fr., 9. und Sa., 10. Juli.