Doch die Geschichte von Medea ist mehr als die einer mordenden Bestie und bestialischen Mutter. Medea, das ist auch die leidenschaftlich Liebende, die für Jason das goldene Vliess raubt, die Königstochter, die Familie und Heimat verlässt, um mit dem fremden Griechen in eine bessere Zukunft aufzubrechen und die Asylsuchende, die sich später, als alle Träume zerplatzt sind, ausgestoßen fern der Heimat vor der Küste Griechenlands wieder findet.
Franz Grillparzer erzählt in seiner 1820 entstandenen Trilogie Medeas Geschichte von Anfang an – als ein Gleichnis über Fremdheit und Humanität, die ihm höchstes Ideal ist und die doch immer wieder an der Wirklichkeit zerbricht: an ihren Vorurteilen, an unüberwindlichen Gräben zwischen Menschen und zwischen Kulturen und an dem Druck durch die anderen. Roger Vontobel, in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt, inszeniert Grillparzers Trilogie in einer Fassung für einen Abend in einer besonderen Spielsituation auf der Hinterbühne des Grillo Theaters: Die Zuschauer sitzen auf einer eigens eingerichteten Tribüne mitten im Geschehen auf der eigentlichen Bühne des Theaters.
I: Roger Vontobel/B: Claudia Rohner/K: Dagmar Fabisch/V: Dirk Hermeyer Mit: Anja Boche, Guntram Brattia, Christoph Finger, Günter Franzmeier, Barbara Hirt, Sebastian König, Jutta Wachowiak