DAS MOLIÈRE-PROJEKT
Die Inszenierung des Geizigen vor anderthalb Jahren hat in Schauspieldirektor Gerhard Willert und dem Ensemble die Lust geweckt, tiefer in den Kosmos Molière einzudringen. Und die Interimsphase im ehemals Großen Haus an der Promenade vor dem Umbau in ein Schauspielhaus bietet die Möglichkeit, dies auf eine ganz besondere Weise zu tun: In einem Molière-Doppelprojekt, das gleichzeitig historische Aufführungspraxis wiedererweckt und heutige Perspektiven möglich und sichtbar macht. Das Publikum hat die Chance, Molières Eingebildeten Kranken vom alten Zuschauerraum aus anzuschauen und BackStage im selben Bühnenbild, aber aus ungewohnter Perspektive, Tamsin Oglesbys Der (eingebildete) Frauenfeind,
ein Stück nach Motiven von Molière. An verschiedenen Abenden oder an Sonntagen auch beide Stücke nacheinander. Und beide inszeniert von Gerhard Willert mit seinem Team und dem Molière-Ensemble um Argan Vasilij Sotke.
DER EINGEBILDETE KRANKE
Komödie von Molière
Deutsch von Gerhard Willert
Premiere am 5. Oktober 2013 um 19.30 im Schauspielhaus
DAS STÜCK
Argan, Bürger von Paris, wohlhabend, glaubt sich todkrank. Jedes nur mögliche Leiden entdeckt er an sich selber und befolgt minutiös die Anweisungen seines Arztes Purgon (Doktor Durchfall und seines Apothekers Fleurant (Doktor Schnüffeler). Solchermaßen beschäftigt, bemerkt er nicht, was in seiner Familie vor sich geht. Seine Tochter Angélique soll durch eine Heirat mit Purgons Sohn Thomas die ärztliche Versorgung Argans gewährleisten, ihre Liebe gehört jedoch Cléante, der sie als Musiklehrer getarnt besucht. Argans zweite Frau Béline sehnt aus Geldgier seinen Tod herbei und will beide Töchter loswerden. Nur Toinette, das Dienstmädchen, begreift die Lage und versucht Argan aufzukären. Als Angélique darauf besteht, ihren Ehemann frei wählen zu dürfen, spitzt sich die Lage zu. Toinette verbündet sich mit Argans Bruder Béralde, um Argan zur Vernunft zu bringen. Erst verkleidet sie sich als Arzt, um ihm die Absurditäten dieses
Berufstandes vorzuführen und dann fordert sie ihn auf, sich tot zu stellen, um die Reaktion seiner
„Liebsten“ zu testen …
Kein Tod, der poetischer, keine Poesie, die tödlicher wäre: Selber schon schwerkrank, schuf Molière mit La malade imaginaire sein letztes Werk. Im Kostüm Argans starb er nach der vierten Aufführung an einem Blutsturz, erst 51 Jahre alt. Der eingebildete Kranke ist heute seine berühmteste Komödie – unvergleichlich scharf das Brennglas auf Sein und Schein lenkend. Molière war ein genialer Theaterpraktiker – Schauspieler, Autor, Regisseur und Theaterunternehmer in Personalunion. Das heißt, er hat von der Bühne aus geschrieben, nicht aus der Dichterstube. Er hat auf die alte Theaterform der Commedia dell’Arte zurückgegriffen, sie literarisiert, erweitert und erneuert und so die moderne Komödie erfunden. Das Theater seiner Zeit wurde eigentlich von Tragödien dominiert, von der hohen Sprache eines Racine oder Corneille. Gegen diese Dominanz des erhabenen Stils hat er das subversive Genre Komödie durchgesetzt.
INSZENIERUNG Gerhard Willert
BÜHNE UND KOSTÜME Alexandra Pitz
MUSIK Eva Reiter
DRAMATURGIE Kathrin Bieligk
ARGAN, DER EINGEBILDETE KRANKE Vasilij Sotke
BÉLINE, DIE ZWEITE FRAU VON ARGAN Katharina Hofmann
ANGÉLIQUE, DIE TOCHTER ARGANS UND VERLIEBT IN CLÉANTE Jenny Weichert
LOUISON, DIE KLEINERE TOCHTER ARGANS Anna Eger
BÉRALDE, DER BRUDER ARGANS Helmut Berger
CLÉANTE, VERLIEBT IN ANGÉLIQUE Peter Pertusini
DOKTOR BLASIUS Lutz Zeidler
THOMAS BLASIUS, SEIN SOHN UND VERLIEBT IN ANGÉLIQUE Aurel von Arx
DOKTOR PUTZ, DER HAUSARZT ARGANS Markus Subramaniam
DOKTOR SCHNÜFFELER, APOTHEKER Aurel von Arx
DOKTOR GOTTLIEB, NOTAR Markus Subramaniam
TOINETTE, HAUSANGESTELLTE Katharina Vötter
VIOLA DA GAMBA Eva Reiter
CEMBALO Eugène Michelangeli
Weitere Termine am 13. und 20. Oktober um 15 Uhr; am 15., 18., 23., 24., 26. und 29. Oktober um
19.30 Uhr im Schauspielhaus
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DER (EINGEBILDETE) FRAUENFEIND
Uraufführung der Gender-Komödie von Tamsin Oglesby nach Motiven von Molière
Deutsch von Christian Wittmann
Premiere am 10. Oktober 2013 um 20 Uhr BackStage im Schauspielhaus
DAS STÜCK
Molière, der in seinem gesamten Werk Scheinheiligkeit jeglicher Art anprangerte, würde sich an der heutigen Gesellschaft und ihren Lebensgewohnheiten köstlich ergötzen. Im Auftrag des Landestheaters hat Tamsin Oglesby, die Autorin der erfolgreichen Produktionen Richtig alt, so 45 und Ephebiphobia (Angst vor Teenagern), ein urkomisches Stück geschrieben, das die Molièrschen Motive in unserer heutigen Welt untersucht. Dafür hat sie sich von einem Fall aus der gar nicht so fernen Musikgeschichte inspirieren lassen, der sich einige Kilometer nördlich von Linz in Bayern wirklich zugetragen hat. Die Aufnahme der ersten weiblichen Trompeterin (Anna Eger) bringt die männliche Leitungsriege eines Sinfonieorchesters an den Rand des Wahnsinns und der unfreiwilligen Selbst-Demontage. Da das überzeugende Vorspiel hinter einem Vorhang stattfindet, können ihre Vorurteile das Engagement nicht verhindern. Doch damit hat der Krieg für Generalmusikdirektor Frank und seine Männer erst begonnen. Aber sie sollten die Frauen
nicht unterschätzen …
Meine Antwort auf Molière ist prinzipiell JA. Ich liebe sein komisches Genie, seine ungeheuerliche
Handlungsführung, seine verspielte Theatralität und seine satirische Haltung den großen moralischen
Fragen gegenüber. (Tamsin Oglesby)
INSZENIERUNG Gerhard Willert
BÜHNE UND KOSTÜME Alexandra Pitz
MUSIK Eva Reiter
DRAMATURGIE Kathrin Bieligk
FRANK, GENERALMUSIKDIREKTOR Helmut Berger
LEON, LEITER DER BLÄSERSEKTION Vasilij Sotke
JENS, KÜNSTLERISCHER DIREKTOR Lutz Zeidler
ANNA, ASSISTENTIN DES GMD Katharina Vötter
TANJA, TROMPETERIN Anna Eger
LENA, PIANISTIN Katharina Hofmann
TINO, DIRIGENT Peter Pertusini
DIETER, KARDIOLOGE Aurel von Arx
Weitere Termine am 13., 20., und 31. Oktober um 20 Uhr BackStage im Schauspielhaus