Graf Almaviva und Dr. Bartolo sind verliebt, allerdings beide in dieselbe Frau: Rosina. Während es der geldgierige Dr. Bartolo auf das zu erwartende Erbe seines Mündels abgesehen hat, erliegt der Graf der Schönheit der jungen Frau. Damit sie sich in ihn als Menschen und nicht in seinen gräflichen Titel verliebt, nähert sich ihr Almaviva inkognito: Verkleidet als betrunkener Soldat, überreicht er ihr einen Liebesbrief, und in Gestalt eines Musiklehrers entlockt er ihr schließlich das Liebesgeständnis. Als eine Entführung der Liebsten zu scheitern droht, muss Almaviva alle Register ziehen, um Dr. Bartolo doch noch zuvorzukommen. Unterstützung und fachmännische Beratung erhält er dabei vom örtlichen Barbier, dem einfallsreichen und gewitzten Figaro ...
Geschichtliches
„Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht“ ist der erste Teil der weithin bekannten Figaro-Trilogie von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (1732 – 1799), die als „Roman der Familie Almaviva“ konzipiert war. (Teil 2: „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“, 1784 / Teil 3: „Ein zweiter Tartuffe oder Die Schuld der Mutter“, 1792). Beaumarchais galt als größter französischer Komödiendichter nach Molière, war Abenteurer, Geheimagent, Politiker, Waffenhändler und Finanzmagnat und feierte mit den ersten beiden Teilen seiner Figaro-Trilogie große Erfolge. 1772 als Komische Oper für die Comédiens Italiens geplant, wurde der „Barbier“ allerdings unter dem Vorwand abgelehnt, dass der Erste Sänger der Compagnie in seiner Jugend Barbier gewesen sei und man „unangenehme Anspielungen von Seiten des Publikums“ fürchtete. Kurzerhand arbeitete er das Opern-Libretto daraufhin zur Komödie um, die 1775 in der Comédie Française uraufgeführt wurde und zu einem triumphalen Erfolg für den Autor wurde. Gerda Scheffel, Übersetzerin der ersten deutschen Ausgabe der Figaro-Trilogie, spricht von insgesamt 1098 Aufführungen bis zum Jahre 1960 – in etwa vergleichbar mit der Beliebtheit von Molières „Bourgeois Gentilhomme“ („Der Bürger als Edelmann“). Geprägt ist das Stück zum einen durch die im spanischen Lokalkolorit verschleierte Kritik an den Sitten seiner Zeit, zum anderen aber auch durch zahlreiche autobiografische Bezüge vor allem in der Figur des Figaro.
Gioacchino Rossini (1792 – 1868) erhielt einen Kompositionsauftrag des Herzogs Cesarini für eine Karnevalsoper, die in dessen Teatro Argentina in Rom aufgeführt werden sollte. Nachdem verschiedene Szenarien von der Zensur abgelehnt wurden, entschied man sich schließlich für das damals allgemein bekannte Barbier-Sujet von Beaumarchais, das bereits verschiedenen Opern zur Vorlage diente. Der 24-jährige Rossini hatte mehr als ein Dutzend Opern komponiert, als er mit der Arbeit am „Barbier“ begann. Nach nur 26 Tagen hatte er das Werk bereits vollendet. Kaum einen Monat später, am 20. Februar 1816, fand die Uraufführung unter der Leitung des Komponisten statt. Nach allerlei Störung durch die Anhänger Paisiellos, dessen „Barbier“-Oper sich damals bereits größter Beliebtheit erfreute, und einigen Pannen auf der Bühne fiel das Werk bei seiner Premiere beim Publikum glatt durch. Erst die zweite Aufführung am folgenden Abend bahnte der Oper den Weg zu ihrem bis heute andauernden weltweiten Erfolg.
Aufführung in deutscher Sprache
Musikalische Leitung: Domonkos Héja
Inszenierung: Michael Heinicke
Bühne und Kostüme: Stefan Wiel
mit: André Riemer (Graf Almaviva), Martin Gäbler (Dr. Bartolo), Jana Büchner (Rosina), Andreas Kindschuh (Figaro), Kouta Räsänen (Basilio), Tiina Penttinen (Marzelline), Thomas Mäthger (Offizier)