Die kahlrasierten, betrunke-nen Täter schlagen über Stunden hinweg auf ihr wehrloses Opfer ein und töten es schließlich auf grausame Art und Weise. Der „Mordfall Potzlow" wurde in der Öffentlichkeit schnell mit Etikettierungen versehen, die grauenhaften Ereignisse als rechtsradikale Gesinnungstat eingestuft. Die Gewalt der Tat aber beginnt nicht in dieser Nacht. Bei genauerem Hinsehen findet sie sich fortwährend in den Lebensgeschichten der Beteiligten, deren Eltern und Großeltern: 1942 im Umgang mit den polnischen Fremdarbeitern, 1960 bei der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, in den 90er Jahren im Umgang mit den "neuen" Fremden.
Die Gewalttat selbst wird auf der Bühne nicht dargestellt, es werden auch keine psychologischen Einfühlungs- oder gar Rechtfertigungsmuster präsentiert.
Der bekannte Dokumentarfilmer Andres Veiel hat sich viel Zeit genommen, um die Hintergründe des eigentlich Unfassbaren zu beleuchten. Aus zahlreichen Interviews mit den inhaftierten Tätern, ihren Eltern, den Freunden und der Mutter des Opfers, der Staatsanwaltschaft und der betroffenen Dorfgemeinschaft ist so ein aufrüttelndes Stück Dokumentartheater entstanden Eine Montage vielfältiger Stimmen und ein schonungsloses Protokoll, das von Frustration und Gewalt erzählt - mitten in unserer Gesellschaft.
Regie / Ausstattung: Ulrike Maack
Mit: Jennifer Böhm, Ellen Dorn, Gerrit Frers, Matthias Unruh, Felix Zimmer