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DER STELLVERTRETER, ein christliches Trauerspiel von Rolf Hochhuth, Theater Münster

Premiere: Freitag, 4. März 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus. -----

Wo wäre denn die Kirche, meine Herren, hätt‘ sie dem Pöbel nicht im Mittelalter die Scheiterhaufen angezündet: etwas bieten muss man dem Volk! -- Es ist das Jahr 1944, in ganz Europa werden Juden deportiert und in den Vernichtungslagern im Osten ermordet.

Der junge Jesuitenpater Riccardo Fontana ist überzeugt, dass einzig eine Stellungnahme des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche die Autorität entfalten kann, das Unrecht zu stoppen. Fontana wird als Fanatiker verhöhnt, und weil er seinem Glauben nicht abschwört, endet er als Märtyrer im Feuer von Auschwitz. Kurt Gerstein, SS-Mann und gläubiger Christ, ist ebenfalls davon überzeugt, dass der Mensch das Gute tut, wenn er um die Wahrheit weiß. Ein Zerrissener arbeitet er für das Regime und schmuggelt gleichzeitig Informationen ins Ausland. Doch Gersteins Wahrheit ist längst bekannt und niemand handelt. Die Stellungnahme des Papstes kommt nie.

Rolf Hochhuth wird im April 2016 85 Jahre alt. Sein dramatischer Erstling, Dokumentarstück und Geschichtsdrama zugleich, brachte mit Wucht die politisch-gesellschaftliche Auseinandersetzung um die brennenden Fragen der Zeit zurück auf die Theaterbühne. Es löste bei der Uraufführung 1963 eine Kontroverse aus, die immer noch andauert: Hätte der Papst durch Protest dem Holocaust Einhalt gebieten können? Wäre eine entschiedene Haltung nicht christliche Pflicht gewesen? Und: Wie kann man einen gnädigen Gott predigen und das Böse auf Erden geschehen lassen?

DER STELLVERTRETER, „das umstrittene Schauspiel des Jahrhunderts", das weltweit beachtet und nachgespielt wurde, erzählt mit frischer Wut und eindringlicher Schärfe von der Verantwortung des Einzelnen und der großen Aufgabe im politischen Ringen um Macht und Einfluss den Blick für das Wesentliche, die Menschlichkeit, nicht zu verlieren. Angesichts der großen Fragen nach Humanität im Angesicht der persönlichen und politischen Überforderung, vor die uns die Weltkrisen zur Zeit stellen, entfaltet Hochhuths nur noch selten gespieltes Drama in seiner Unbedingtheit eine eindrucksvolle Kraft!

Kathrin Mädler ist nach sieben Jahren als Schauspieldramaturgin und Regisseurin am Staatstheater Nürnberg seit 2012 leitende Schauspieldramaturgin am Theater Münster. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld auf der Bühne treibt sie um, so inszenierte sie in Nürnberg 2009 auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände DIE ERMITTLUNG von Peter Weiss, sowie 2012 am Stadttheater Ingolstadt DAS MONSTER WEINT, einen Abend über Rudolf Höss und Frankenstein. Die jüngsten Regiearbeiten waren 2014 in Münster MISS SARA SAMPSON, sowie 2015 am Stadttheater Ingolstadt LUCKY HAPPINESS GOLDEN EXPRESS. Ab der Spielzeit 2016/17 übernimmt sie die Intendanz des Landestheaters Schwaben.

Inszenierung: Kathrin Mädler

Bühne und Kostüme: Frank Albert

Dramaturgie: Barbara Kerscher

Mitwirkende:

Gerhard Mohr (Papst Pius XII./ Baron Rutta/ Graf Fontana), Maximilian Scheidt (Pater Riccardo Fontana SJ/ Leutnant von Rutta), Christoph Rinke (Der Doktor), Aurel Bereuter (Kurt Gerstein), Mark Oliver Bögel (Der Apostolische Nuntius/ Prof. Hirt/ Kardinal/ Salzer), Matthias Caspari (Eichmann/ Ein Ordensgeneral/ Witzel/ Dr. Fritsche)

Weitere Vorstellungen im März/ April:

Mittwoch, 9. März 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus

Freitag, 18. März 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus

Freitag, 8. April 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus

Samstag, 9. April 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus

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