Am Ende des Stücks scheinen alle Verbrechen verziehen. Der auf ein einsames Eiland vertriebene Prospero wird wieder Herzog von Mailand, der König von Neapel erhält seinen tot geglaubten Sohn zurück, die beiden jungen Liebenden sind vereint und der Luftgeist Ariel geht in den Winden der entzauberten Insel auf. Ein stiller Abend. Durch das Stück jedoch braust ein Sturm aus Rebellion, Mord und Willkür. Shakespeare treibt böse Narren, liebende Prinzen und Inselabenteurer durch alle Stadien des Wahnsinns. Er erzählt von gemarterten Sklaven, von selbstherrlichem Machtmissbrauch und grenzenlosem Hass unter Brüdern. Die Insel ist auch eine Insel der Gewalt.
Der Sturm ist eines der letzten eigenständigen Werke von William Shakespeare, und gleichzeitig eines seiner rätselhaftesten. Es zählt zur Gattung der Romanzen, ist Komödie und Tragödie zugleich – je nachdem aus welcher Perspektive man auf den schillernden Szenenreigen blickt. Zwischen großer Komik und großer Grausamkeit öffnet das Stück Denkräume zwischen alter und neuer Welt, menschlicher Selbstsucht und paradiesischer Utopie.
Prosperos Insel hat keinen Ort: Shakespeare verlegt sie irgendwo ins Mittelmeer und gleichzeitig in die Nähe der Bermudas. Für seine Zeitgenossen war „Bermuda“ nicht nur eine Inselgruppe sondern vor allem ein verrufenes Londoner Stadtviertel zwischen Covent Garden, St Martin’s Lane und dem Strand: ein Ort der Drogen, der Schwarzbrennerei – der Strand der Hängengebliebenen. Prosperos Insel ist das Exil – das äußere, das innere. Müde vom Aussteigerleben schlurft er über das Pflaster. Vergraben in Büchern, in unerfüllten Träumen, in Selbstvorwürfen – schuldig vor seiner Tochter, die er wachsen aber nicht älter werden sieht. In seinem Innern: eine einst blühende Zivilisation, die er mit Feuer und Schwert vernichtet hat. Seine einzigen Gefährten: die früheren Herrscher der Insel, die er sich als Sklaven hält. Dann ein Sturm, ein Schiffbruch: er spült die Neider von einst vor Prosperos Füße: an den Strand der Verbrannten.
Armin Petras
Ein Text, der bis heute reich und aktuell ist, denn er erzählt vom Kolonialismus der westlichen Welt, von der Angst vor dem Fremden, vom Krieg unter Brüdern, aber auch von der Liebe und von der Sehnsucht nach Familie und privatem Glück. So öffnet Der Sturm abseits von großer Komik und großer Grausamkeit Denkräume zwischen alter und neuer Welt, menschlicher Selbstsucht und paradiesischer Utopie.
Deutsch von Frank Günther
Regie: Armin Petras
Bühne: Kathrin Frosch
Kostüme: Patricia Talacko
Musik: Jörg Kleemann
Dramaturgie: Bernd Isele
Video: Robert Seidel
Mit: Robert Kuchenbuch, Manja Kuhl, Manuel Harder, Abak Safaei-Rad, Manolo Bertling, Thomas Halle, Sandra Gerling, Horst Kotterba, Peter René Lüdicke, Julischka Eichel, Paul Grill
Sa., 19.12.2015
19:30 Uhr
Schauspielhaus
18:45 Uhr Einführung
Mo., 28.12.2015
19:30 Uhr
Schauspielhaus
18:45 Uhr Einführung
Di., 12.01.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus
18:45 Uhr Einführung
Fr., 22.01.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus
Sa., 30.01.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus
Mi., 03.02.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus
Di., 09.02.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus
Fr., 26.02.2016
19:30 Uhr
Schauspielhaus