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Deutsche Erstaufführung der Oper »Die Braut von Messina« von Zdeněk Fibich im Theater Magdeburg

Premiere Sa., 14. 3. 2015, 19.30 Uhr im Opernhaus. -----

Die verwitwete Fürstin Isabella von Messina möchte ihre beiden verfeindeten Söhne Manuel und César versöhnen und ein lang gehütetes Geheimnis lüften: Trotz einer Prophezeiung, ihre Tochter würde das Ende des Fürstengeschlechts verursachen, hatte sie die kleine Beatrice vor dem Tod gerettet und unerkannt in einem Kloster aufziehen lassen.

 

Doch das Schicksal lässt sich nicht aufhalten: Beide Brüder verlieben sich in die schöne Unbekannte, ihr Hass flammt wieder auf und am Ende sind sie tot – und die überlebenden Frauen mit ihren Schuldgefühlen allein.

 

Eine der bedeutendsten Opern der tschechischen Romantik. Bildhaftigkeit und Suggestivkraft sind die hervorstechenden Merkmale der Musik von Zdeněk Fibich (1850 - 1900), der – in der Tradition eines Smetanas stehend – neben Dvořák zu den prägenden tschechischen Komponisten des 19. Jahrhunderts gehört. Musikalisch wie dramaturgisch von Wagners Musikdramen beeinflusst, schuf Fibich mit »Die Braut von Messina« ein durchkomponiertes Werk, das aufgrund seines deklamatorischen Stils als Höhepunkt der tragischen tschechischen Oper gilt. War die Uraufführung 1884 in Prag noch von kritischen Tönen begleitet – zu deutsch, zu wagnerisch, zu düster – fand diese frühe Literaturoper ab 1909 einen festen Platz im nationalen Musiktheaterrepertoire.

 

Seiner dritten Oper legen Fibich und sein Librettist, der Ästhetiker und Musikwissenschaftler Otakar Hostinský, das gleichnamige »Trauerspiel mit Chören« von Schiller zugrunde, das vor dem Hintergrund eines tödlichen Bruder-zwists die Frage nach der Beziehung zwischen Politik und Moral und dem Verhältnis von persönlicher Freiheit und Gesellschaft aufgreift. Fibich war einer der ersten Komponisten überhaupt, der ein Schauspiel nahezu wörtlich vertonte. Dass er dabei einen deutschen Autor wählte, stellte in Anbetracht der sich zu jener Zeit formierenden Nationalkultur Tschechiens eine Besonderheit dar. Ein besonderer Coup gelang Fibich mit der Behandlung der Chöre, denen Schiller als antikes Element besonderes Gewicht verlieh. Bei Schiller eher kommentierend, werden sie in der Oper zu Akteuren, die die Handlung wirklich vorantreiben. Den konkurrierenden Söhnen Manuel und César an die Seite gestellt, greifen sie immer wieder ins Geschehen ein und machen das Gewaltpotential der aufgestauten Konflikte erfahrbar.

 

Inszeniert wird die Deutsche Erstaufführung von Cornelia Crombholz, die seit dieser Spielzeit Schauspieldirektorin am Theater Magdeburg ist und hier 2011 mit ihrer Inszenierung von Leoš Janáčeks »Jenůfa« ein Debüt als Musiktheaterregisseurin gab. Mit dem Bühnenbildner Marcel Keller und der Kostümbildnerin Marion Hauer erzählt sie die schicksalshafte Familiengeschichte vor dem Hintergrund einer totalitär geprägten Gesellschaft und konfrontiert damit die humanistischen Ideale Schillers und die romantische Musik Fibichs mit den menschlichen Tragödien und historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts. »Fibich macht aus den Schwächen des Schauspiels ›Die Braut von Messina‹ – die große Bedeutung der Chöre, die pathetische Sprache, und die unrealistisch-fatale Familien-konstellation – die besonderen Stärken. Von den Chören gehen immer wieder dramatische Steigerungen aus. Dramatik ist immer Zuspitzung und Überhöhung. Zwei nette Brüder sind kein Thema, sondern die Frage, wie es geschehen kann, dass einer den anderen umbringt.« (Cornelia Crombholz)

 

Deutschlandradio Kultur wird die erste Aufführung der »Braut von Messina« außerhalb Tschechiens aufzeichnen und voraussichtlich eine Woche nach der Premiere, am 21. März, ausstrahlen, während das kürzlich mit einem Grammy ausgezeichnete Label cpo den Mitschnitt als CD veröffentlichen wird. Flankiert werden die insgesamt fünf Vorstellungen von einem Rahmenprogramm, zu dem neben einer Lesung von Schiller-Balladen und einem Expertengespräch auch ein Vortrag unter dem Titel »Smetana – Dvořák – Fibich« des ehemaligen Feuilletonredakteurs und Musikkritikers der Frankfurter Rundschau Hans-Klaus Jungheinrich gehört.

 

Tragische Oper in drei Akten

Libretto von Otakar Hostinský

nach Friedrich Schiller

In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung GMD Kimbo Ishii

Regie Cornelia Crombholz

Bühne Marcel Keller

Kostüme Marion Hauer

Chor Martin Wagner

 

Besetzung

Donna Isabella Lucia Cervoni

Don Manuel Thomas Florio

Don Cesar Richard Samek

Beatrice Noa Danon

Diego Johannes Stermann

Kajetan Martin-Jan Nijhof

Bohemund Manfred Wulfert

Page Hale Soner

 

Opernchor des Theaters Magdeburg

Es spielt die Magdeburgische Philharmonie

 

weitere Vorstellungen 22. 3. / 28. 3. / 3. 4. / 10. 4. 2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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