Sie haben die alte Frau ein Leben lang begleitet – als Gefängniswärterinnen, als Gefängnisinsassinnen. Sie urteilten über sie und sie teilten mit ihr Arbeit, Nahrung, Schicksal. Vor 70 Jahren stand die Frau vor einem militärischen Standgericht und ein Jahr später vor einem Volksgericht. Von all dem zeugt heute ein Heft. Vielleicht ist es die letzte Hoffnung, einer Wahrheit habhaft zu werden, welche mit der letzten Kriegsgeneration zu sterben droht. Dieses Heft hat die Alte für ihre Enkelin aufbewahrt. Eine Enkelin, die vielleicht wieder vor einem Gericht stehen wird, die sich »wirklich gar nicht in die Zukunft denken« kann. Ihr stellt die Alte die Frage: »Hast eine Liebe in der Stadt?«, und erklärt ihr kurz darauf: »Im Krieg hat’s keine Männer nicht gegeben«. Und doch hören die Männer nicht auf, eine Rolle im Leben dieser Frauen zu spielen.
2015 erhielt Ewald Palmetshofer für die unverheiratete den Mülheimer Dramatikerpreis, in der Umfrage von Theater heute kam das Stück in der Rubrik „Deutschsprachiges Stück des Jahres“ auf den 2. Platz. die unverheiratete ist das fünfte Werk von Ewald Palmetshofer am Nationaltheater. Es ist ein Sprachkunstwerk voll von Zeit- und Figurensprüngen, das spürbar macht, wie sich Liebe, Schuld und Verdrängen in eine Familie einschreiben. Es weist über die Geschehnisse während des zweiten Weltkriegs hinaus und lässt nach objektiver Wahrheit fragen.
Florian Fischer schloss 2014 sein Regiestudium an der Otto Falckenberg Schule in München ab und gewann mit seiner Inszenierung Der Fall M. – Eine Psychiatriegeschichte den Fast-Forward-Preis beim Festival für junge Regie am Staatstheater Braunschweig.
In Zusammenarbeit mit der Mannheimer Bürgerbühne
Inszenierung: Florian Fischer
Bühne und Kostüme: Susanne Scheerer
Musik: Ludwig Berger
Licht: Damian Chmielarz
Dramaturgie: Stefanie Gottfried
mit Hannah Müller, Ragna Pitoll, Elke Twiesselmann; Monika Altnöder, Brigitte Guthoerl, Gabriele Köstinger, Eva Kunert
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150