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JUSTIZ nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt im Schauspielhaus ZürichJUSTIZ nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt im Schauspielhaus ZürichJUSTIZ nach dem Roman...

JUSTIZ nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt im Schauspielhaus Zürich

Premiere: Samstag, 13. April 2019, 19:00 Uhr, Pfauen

In Dürrenmatts labyrinthischem Krimi „Justiz“ muss der mittellose Anwalt Spät neu nachdenken über Gut und Böse, denn er bekommt vom verurteilten und inhaftierten Mörder Kohler den merkwürdigen Auftrag, den schon abgeschlossenen Fall neu zu untersuchen unter der Annahme, er, Kohler, sei nicht der Mörder: „Das Wirkliche ist nur ein Sonderfall des Möglichen und deshalb auch anders denkbar. Daraus folgt, dass wir das Wirkliche umzudenken haben, um ins Mögliche vorzustossen“, erklärt Kohler dem erstaunten Anwalt, der irgendwann, viel später, an diesem Auftrag zugrunde gehen wird. Am Ende des verworrenen, beunruhigenden Plots wendet sich der Dichter persönlich an die Leserschaft mit der bemerkenswerten Frage, ob der Teufel nicht eine Fiktion Gottes sei, „um seine missratene Schöpfung zu rechtfertigen?“

 

„Die Gerechtigkeit lässt sich nur noch durch ein Verbrechen wiederherstellen.“ Mit diesen Worten eröffnet der Anwalt Spät sturzbetrunken Dürrenmatts Anti-Kriminalroman. Zwei Jahre vorher ereignet sich Folgendes: Kantonsrat Kohler betritt gelassen das von Politikern, Finanzmanagern und Künstlern besuchte Restaurant „Du Théâtre“ und erschiesst vor aller Augen den Literaturprofessor Winter. Kohler lässt sich daraufhin, bestens gelaunt, verhaften.

Vom Gefängnis aus beauftragt der Multimillionär und passionierte Billardspieler den angehenden Anwalt Spät, seinen Fall – unter der Annahme, er sei nicht der Mörder gewesen – zu untersuchen: „Lieber Spät, die Wirklichkeit kennen wir ja nun, dafür sitze ich hier und flechte Körbe, aber das Mögliche kennen wir kaum. Daraus folgt, dass wir das Wirkliche umzudenken haben, um ins Mögliche vorzustossen.“ Dürrenmatt entlarvt in „Justiz“ mit bitterbösem Humor, wie Rachemord zur Antwort auf ein gesellschaftliches System werden kann, in dem zwar das Gesetz, Gerechtigkeit hingegen keine Rolle spielt. Frank Castorf, der das deutschsprachige Regietheater fundamental geprägt hat, setzt sich zum ersten Mal künstlerisch mit dem grossen Autor Dürrenmatt auseinander.

Regie Frank Castorf
Bühne Aleksandar Denić
Kostüme Adriana Braga Peretzki
Video-Design Andreas Deinert
Musik William Minke
Dramaturgie Amely Joana Haag
Licht Lothar Baumgarte

Mit:
Jan Bülow
Manuela Hollenweger
Robert Hunger-Bühler
Ueli Jäggi
Irina Kastrinidis
Julia Kreusch
Teresa Matusadila Leuzinger
Nicolas Rosat
Alexander Scheer
Live-Video Andreas Deinert
Zweite Kamera Seraina Scherini

Weitere Vorstellungen im Pfauen:
15./20./26./30. April, 19:00 Uhr 1. Mai, 19:00 Uhr
Weitere Vorstellungen in Planung.

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