Im ersten Stück dieses Schauspieldoppelabends, „Terrorismus“, wird der männliche Stolz getroffen, der moderne Mann lässt in der Konfliktsituation die zivilisierte Maske aufplatzen und der besitzergreifende Barbar kommt zum Vorschein.
Im zweiten Stück, „Tötet den Schiedsrichter“, treffen sich durchschnittlich interessierte Freunde zum gemeinsamen TV-Erlebnis eines Fußball-Länderspiel und verspüren die durch den Schiedsrichter mitverursachte Niederlage als Verletzung von persönlichem und nationalem Stolz. Dieses führt zu einer schwarzhumorigen Reise, die schon durch den gemeinsamen Ausgangspunkt beider Texte sichtbar wird: In der gegenwärtigen Welt, hochzivilisiert und globalisiert, gibt es letzte Anker der Heimat, der Familienbande, die wir brauchen, um Halt zu finden. Wenn wir diese soziale Sicherung, dieses Selbstverständnis als Teil einer großen oder kleinen Gruppe als gefährdet erleben, dann bricht aus dem aufgeklärten Dr. Jekyll der triebgesteuerte Mr. Hyde aus und beißt um sich. Die Brüder Presnjakow zeichnen ein tragikomisches Bild unserer Zeit und bedienen sich der Mittel, die zu unserer Zeit gehören.
Die Brüder Presnjakow wuchsen als Kinder russisch-iranischer Eltern in Jekaterinburg im Ural auf. Beide sind promovierte Philologen und unterrichten an der Universität von Jekaterinburg Literaturwissenschaften und Psychologie. Parallel haben sie ein kleines Theater gegründet, in dem sie sich als Autoren, Regisseure und Schauspieler ausprobieren konnten. Seit einigen Jahren schreiben sie auch gemeinsam Theaterstücke. Bereits ihre ersten Dramen fanden große Beachtung, „Europa-Asien“ wurde 2001 beim Moskauer Festival für junge Dramatik „Ljubimowka“ als bestes Stück ausgezeichnet.
Den wirklichen Durchbruch erzielte das Autorenduo mit dem Stück „Terrorismus“. In Deutschland gewann „Terrorismus“ den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes. „Tötet den Schiedsrichter“ ist ihr erster Roman.
Regie: Ralph Reichel, Bühne und Kostüme: Claudia Charlotte Burchard
Musik: John R. Carlson, Choreographie: Rüdiger Daas, Video: Stéphane Maeder
Terrorismus
Es spielen: Sonja Isemer, Brigitte Peters, Bettina Schneider, Florian Anderer,
Rüdiger Daas, Amadeus Köhli, Andreas Lembcke, Özgür Platte, Marcel Rodriguez
Tötet den Schiedsrichter
Es spielen: Özgür Platte, Marcel Rodriguez, Amadeus Köhli, Bettina Schneider, Brigitte Peters, Sonja Isemer, Florian Anderer, Andreas Lembcke, Rüdiger Daas, John R. Carlson, Statisterie
Weitere Vorstellung: Samstag, 30. Oktober 2010 um 19.30 Uhr im E-Werk
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de