Verschlankungsmaßnahmen im Zuge der Umstrukturierung, neue Firmenideologie, frisches Personal. Pech für Brigo, dass er Frau und Kind zu versorgen hat, aber im Betrieb zählt schließlich nicht das
„Ich“, sondern das große „Wir“.
Edoardo Erba zeichnet in dieser schwarzen Satire eine lebensnahe Karikatur des verbissenen Kampfes um Gewinnsteigerung und entlarvt mit ironischer Schärfe die perversen Machtspiele unserer Leistungsgesellschaft: Der Markt als eine Spirale der Erniedrigung, in der jeder als Verkäufer seiner selbst agiert. Ein hochaktuelles, gesellschaftsnahes Stück mit allerhand Diskussionsstoff: Welchen Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen sind wir im Leben ausgesetzt? Wie schützt man sich davor, im „großen Haifischbecken“ der Berufswelt unterzugehen? Wenn der Beruf zur obersten Priorität wird und nur noch der Erfolg zählt, wird bis zur Selbstaufgabe geackert – Volkskrankheit „Burn-Out“ lässt grüßen …
Da findet Privatleben nicht mehr statt und wenn doch, dann lässt auch hier der Leistungs- und Erwartungsdruck nicht ab: im Gegenteil. In Verkäufer heißt das: Brigo ringt mit einem Minderwertigkeitskomplex und seiner unbefriedigten Ehefrau. Monti fürchtet sich vor dem finanziellen Ruin. Cozza muss sein Schwulsein undercover ausleben ...
Als Brigo aus Verzweiflung eine Dose Pillen schluckt, hebt mit seinen Halluzinationen das ganze Stück ins Absurde ab: Brigos Frau avanciert zu Montis Domina, Monti zu Gottes Richter über die suizidbereite Tunte Cozza, während Shon sich als Chauffeur einer drogensüchtigen Weichspüler-Konsumentin wieder
findet. Ist das die Rache der Phantasie am System? Zu real für Fiktion und zu absurd für die Realität: Willkommen in der Welt der Verkäufer.
Der Autor Edoardo Erba wurde 1954 in Pavia nahe Mailand geboren. Er studierte an der Universität Pavia und am Piccolo Teatro in Mailand. Erba ist mit der Schauspieleri Maria Amelia Monti verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sein derzeitiger Lebensmittelpunkt ist Rom. Seine Stücke wurden auf den wichtigsten Festivals Italiens gezeigt (Biennale, Todi-Festival, Tarormina-Festival, Montepulciano-Festival) und in vielen namhaften Theatern Italiens aufgeführt. Erba wurde mit den bedeutendsten Preisen für italienische Dramatik ausgezeichnet (Olimpici del Teatro, Riccione, Idi, Candoni, Salerno). „New York Marathon“, sein bekanntestes Werk, ist bereits in 14 Sprachen erschienen und in sechs Ländern publiziert worden. Des Weiteren hat Edoardo Erba auch Hör- und Fernsehspiele geschrieben sowie Sketche und Sitcoms.
Inszeniert wird diese deutschsprachige Erstaufführung von Jan Steinbach, der mit seiner Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethes Stella 2010 für den deutschen Theaterpreis „Der Faust“ in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert war.
Regie Jan Steinbach
Bühne & Kostüme Frank Albert
Dramaturgie Annabelle Schäll
Regieassistentin Jannika Webs
Souffleuse Vera Ducci
Inspizient Michael Mollenhauer
Brigo Sven Brormann
Monti Johannes Simons
Cozza Gernot Schmidt
Gloria Amélie Miloy
Shon Aom Flury
Chiara Wibke Quast
Spieltermine im Stadttheater Wilhelmshaven:
Sa., 05.11.2011 / 20.00 Uhr
Fr., 18.11.2011 / 20.00 Uhr
Mi., 30.11.2011 / 20.00 Uhr
Spieltermine im Spielgebiet
Di., 08.11.2011 / 19.30 Uhr / Kurtheater Norderney
Mo., 21.11.2011 / 19.30 Uhr / Theater an der Blinke Leer
Mi., 23.11.2011 / 19.30 Uhr / Stadthalle Aurich
Fr., 02.12.2011 / 20.00 Uhr / Theater am Dannhalm Jever