„Das Stück schreit nach Musik“, erklärte er enthusiastisch und machte sich an eine Vertonung, die ihresgleichen sucht: Nie zuvor ist das Flirrende und Dunstige einer schwülen Tropennacht so suggestiv in Tönen eingefangen worden, nie zuvor gab es eine Musik von derart überwältigender Sinnlichkeit wie in Salomes glutvoll sich verzehrendem Schlussgesang. Heute spielt „Salome“ längst nicht mehr die Rolle des Skandal-Schockers. Doch die Zeit ging nicht über sie hinweg, sondern deckte vielmehr immer neue Facetten auf.
Vom männerverzehrenden Vamp über das verwöhnte Luxuskätzchen bis hin zur frühchristlichen Märtyrerin – die Rollenbilder Salomes sind vielgestaltig: eine junge Frau auf der Flucht in ein irgendwie geartetes Anderssein. Ihre Tragik steigert sich durch die Unbedingtheit und Maßlosigkeit, mit der sie aus dem Leben, in dem sie gefangen ist, auszubrechen versucht. Sie reißt eine Welt auf, die durch Herodes’ Befehl „Man töte dieses Weib“ auch nicht mehr in ihren Fugen gehalten werden kann.
Während im Haus des Herodes eine ausschweifende Party stattfindet, bewacht Narraboth den Propheten Jochanaan, der wegen seiner Schmähreden auf das Lasterleben der Herodias im Kerker sitzt. Salome, die Tochter der Herodias, ist angeekelt von den lüsternen Blicken ihres Stiefvaters und dem leeren Geschwätz der Gäste. Trotz des strikten Verbots kann sie Narraboth überreden, den Propheten vorzuführen. Zutiefst gebannt von der fremdartigen Erscheinung möchte sie Jochanaan küssen, doch dieser verflucht sie. Herodes wird von allen Seiten bedrängt: Die Juden fordern die Auslieferung des Propheten, für die Nazarener ist er ein Heiliger, Herodias verlangt, dass er zum Schweigen gebracht werde. Herodes bittet Salome, für ihn zu tanzen. Als Gegengabe schwört er, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Salome fordert den Kopf des Jochanaan. Herodes versucht, sie umzustimmen – vergeblich. Salome verliert sich im Spiel mit dem abgeschlagenen Haupt. Als sie schließlich die toten Lippen küsst, befiehlt Herodes, sie zu töten.
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Richard Strauss
(1864 - 1949)
SALOME
Musikdrama in einem Aufzug
Text vom Komponisten nach Oscar Wilde
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Dirigent Michael Boder
Inszenierung Tatjana Gürbaca
Bühne Klaus Grünberg
Kostüme Silke Willrett
Herodes Wolfgang Schmidt
Herodias Renée Morloc
Salome Morenike Fadayomi
Jochanaan Markus Marquardt
Narraboth Norbert Ernst
Page Theresa Kronthaler
Erster Jude Johannes Preißinger
Zweiter Jude Michael Pflumm
Dritter Jude Markus Müller
Vierter Jude Manfred Fink
Fünfter Jude Benno Remling
Erster Nazarener Günes Gürle
Zweiter Nazarener Alexandru Ionitza
Erster Soldat Rolf Broman
Zweiter Soldat Timo Riihonen
Cappadocier Lukasz Konieczny
Orchester Duisburger Philharmoniker