Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsches Theater Berlin: "Judith" von Friedrich HebbelDeutsches Theater Berlin: "Judith" von Friedrich HebbelDeutsches Theater...

Deutsches Theater Berlin: "Judith" von Friedrich Hebbel

Premiere am 18. März 2011, 20.00 Uhr, Kammerspiele. --

In Hebbels erstem Drama – die Geschichte entnahm er dem apokryphen 'Buch Judith' im Alten Testament – ermordet die "jungfräuliche Witwe" Judith den von größenwahnsinnigen Machtgefühlen bestimmten assyrischen Feldherren Holofernes und rettet ihr Volk Israel damit vor der Vernichtung.

Die Heldin kehrt heim und die Priester loben den Gott, der Judith geführt hat.

Der damals 26-jährige Dichter interessiert sich für den Zusammenhang von Innen- und Außenleben. Oder vielmehr für deren Widerspruch. Judith war von Holofernes berauscht und angezogen, wurde jedoch von ihm vergewaltigt. So ist die nach Außen gottgläubige Tyrannenmörderin in ihrem Inneren von Selbstzweifeln geplagt, kann die Enthauptung Holofernes nicht als "reinen" Auftrag Gottes sehen. Judith sehnte sich nach sinnlicher Erfüllung, doch als Befreierin ihres Volkes muss sie die eigenen, ihrem Wesen entsprechenden Grenzen überschreiten und das Ziel ihres Begehrens vernichten. Außerdem stellt sie durch die Tat ihre Würde wieder her. Hier überlagern sich die Motive für den Mord. Judith hat "das Rechte aus unrechten Gründen" getan. So ist der Tat eine objektive Rechtfertigung genommen. Judith zerbricht. Neben dem Kampf der Geschlechter, den Hebbel in fast allen seinen Dramen zum Thema macht, geht es ihm um die Idee der Menschheit selbst. Es soll nicht nur das Verhältnis der Charaktere zur Idee, sondern die "Berechtigung der Idee selbst debattiert" werden.

"Die Judith der Bibel kann ich nicht brauchen. Dort ist Judith eine Witwe, die den Holofernes durch List und Schlauheit in's Netz lockt; sie freut sich, als sie seinen Kopf im Sack hat und singt und jubelt vor und mit ganz Israel drei Monde lang. Das ist gemein; eine solche Natur ist ihres Erfolgs gar nicht würdig [...]. Meine Judith wird durch ihre That paralysirt; sie erstarrt vor der Möglichkeit, einen Sohn des Holofernes zu gebären; es wird ihr klar, daß sie über die Gränzen hinaus gegangen ist, daß sie mindestens das Rechte aus unrechten Gründen gethan hat", so Friedrich Hebbel in seinem Tagebuch 1872.

Regie Andreas Kriegenburg

Bühne Juliane Grebin

Kostüme Camilla Daemen

Dramaturgie Juliane Koepp

Mit: Elias Arens, Harald Baumgartner, Sandra Flubacher, Alexander Khuon, Bernd Moss, Matthias Neukirch, Heiko Raulin, Katharina Marie Schubert, Aenne Schwarz, Bernd Stempel

19. März 2011, 19.30 Uhr,

21. März 2011, 20.00 Uhr,

29. März 2011, 20.00 Uhr,

11. April 2011, 20.00 Uhr,

17. April 2011, 20.00 Uhr,

25. April 2011, 20.00 Uhr,

01. Mai 2011, 19.00 Uhr

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche