Er bevorzugt die Lüge, denn "wenn die Leute von heute auf morgen aufhören würden, sich zu belügen, gäbe es kein einziges Paar mehr auf Erden. Und in gewisser Hinsicht wäre das das Ende der Zivilisation". So lautet sein Credo und das nicht ganz ohne Grund, denn seit sechs Monaten hat er ein Verhältnis mit Alice, der Ehefrau seines besten Freundes Paul.
Doch Frauen haben ein anderes Verhältnis zur Wahrheit. Das ständige Versteckspielen, die immer neuen Lügen belasten das Gewissen von Alice und sie will endlich reinen Tisch machen. Michel ist empört: "Du belügst ihn nicht, Alice. Du sagst Paul nur nicht die Wahrheit. Es wäre egoistisch, ihm die Wahrheit zu sagen, nur um dein Gewissen zu erleichtern". Hat er sie damit überzeugt? Bei einem Treffen erzählt ihm Paul von seinem Verdacht, dass Alice ihn betrügt. Hat sie also doch geplaudert? Sie hat - und Michel ist empört, denn damit ist klar, dass er angelogen wurde, von seinem besten Freund.
Plötzlich sieht Michel, der notorische Lügner, sich in der Rolle des Opfers - wird der Lügner von seinen eigenen Lügen eingeholt. Er, der bis dahin fest davon überzeugt war, sein kompliziertes Liebesleben im Griff zu haben, wird zum Spielball der Anderen, vor allem seiner betrogenen Ehefrau Laurence. Und die Wahrheiten, die ihm jetzt um den Kopf fliegen, entziehen dem charmanten betrogenen Betrüger vollends den Boden unter den Füßen.
Eine hinreißende, höchst raffiniert geschriebene Komödie mit geschliffenen, pointierten Dialogen. Immer wenn man glaubt, die Wahrheit zu wissen, wird sie unvermittelt wieder auf den Kopf gestellt, so dass man bis zum überraschenden Schluss in Atem gehalten wird.
Eine Produktion des St. Pauli Theaters, Hamburg, in Zusammenarbeit mit dem Renaissance-Theater Berlin.
Deutsch von Annette und Paul Bäcker
mit Herbert Knaup, Leslie Malton, Thomas Heinze,
Johanna Christine Gehlen
Regie Ulrich Waller
Bühne Nina von Essen
Kostüme Ilse Welter