Jaume wird es auf den Punkt bringen: „Für mich sehen die alle gleich aus.“ Wenig später wird er zugeben: „Wir wissen überhaupt nichts über diese Leute.“
Nichts ist mehr sicher. Und vor allem ist es nicht mehr sicher, hier als Europäer auf die Straße zu gehen. Aber auch die Flucht ist unmöglich, denn der Flughafen ist geschlossen. Und niemand kann anscheinend Auskunft darüber geben, wann er wieder geöffnet wird. „Wir müssen warten. Alles, was wir tun können, ist warten.“ Sie sind eingeschlossen. Nicht einmal die Fenster in ihren Zimmern sollten sie öffnen, verkündet ihnen warnend das Hotelmanagement. Und so sitzen Jaume und Laura und Àlex und Eva scheinbar beschützt vor der Außenwelt in einem Hotel, in denen sie in den Zimmern 301 und 302 rein zufällig nebeneinander untergebracht sind. Das ist die Situation. Aber auch nur deren Außenhaut.
Denn der Dramatiker Miró i Coromina entwirft im Inneren seines Dramas eben noch eine zweite Welt, ein fast unentwirrbares Geflecht, das diese zwei Paare in einen Abgrund von Lügen, Verletztheiten, Eitelkeiten, sexuellen Begierden und von gegenseitigem Verrat stürzt. „Alles ist so unsicher“, sagt irgendwann jemand in einem kurzen Augenblick hellsichtiger Hilflosigkeit. Und tatsächlich: Alles ist unsicher in diesem spannenden Drama von Miró i Coromina. Wie können seine Helden entkommen? Und wem? Dem bedrohlichen Außen der fremden Aufständischen oder dem bedrohlichen Inneren ihrer Liebesbeziehungen und ihrer Gefühle?
Josep Maria Miró i Coromina wurde 1977 in Barcelona geboren. Bekannt wurde der katalanische Autor und Regisseur in den Theatern und auf internationalen Theaterfestivals Europas vor allem durch sein Stück Das Archimedische Prinzip, das bereits 2009 entstand, aber erst drei Jahre später, im Juli 2012, in Kooperation mit der Sala Beckett in Barcelona in seiner eigenen Regie uraufgeführt wurde.
Nach Anatol von Arthur Schnitzler und Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist inszeniert der junge niederländische Regisseur Bram Jansen mit Rauch ein Gegenwartsstück als deutsch-niederländische Kooperation.
In Kooperation mit Het Zuidelijk Toneel
Regie Bram Jansen
Bühne Kaspar Zwimpfer
Kostüme Martina Müller
Sounddesign Jorg Schellekens
Dramaturgie Rüdiger Bering
Mit Elisabeth Kopp, Keja Klaasje Kwestro / Torsten Bauer, Peter Waros